Experten-Quick-Tipp von Sabine Wittmann, Coach & Berührungskünstlerin Regelmäßig biete ich im Institut für sexuelle Bildung Diskussionskreise rund um das Thema Sexualität an. Was ich besonders an diesen intimen Diskussionsrunden liebe ist, dass sich Frauen und Männer aus unterschiedlichen Generationen zusammenfinden und sich authentisch über ihre Bedürfnisse austauschen. So saßen wir neulich wieder in einem kleinen Kreis zusammen. Wir haben viel gelacht und doch haben uns und gewisse Themen auch nachdenklich gestimmt. Wir können so viel voneinander lernen, wenn wir offen miteinander reden. Und da sind wir schon bei den Themen angekommen, die in der letzten Diskussionsrunde am meisten beschäftigt haben.
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Ein paar der Diskussionsteilnehmer hatte ihren Partner bereits schon mal mit dem Wunsch nach einer sexuellen Veränderung konfrontiert. Die Antwort war Schweigen oder Unverständnis. Der Partner möchte nichts verändern, weil er damit zufrieden ist, wie es ist.
Sind die eigenen Bedürfnisse nun fehlplatziert? Ist die Liebe nicht groß genug, um über ein bisschen sexuelles Unbefriedigtsein hinweg sehen zu können? Und schon stecken wir in einer Sackgasse fest.
Bedürfnisse verschwinden nicht, indem man sie ignoriert.
Was ist die Konsequenz davon, wenn wir die eigenen Bedürfnisse, wie auch die des Partners ignorieren? Was passiert, wenn wir nicht miteinander reden, weil wir einen Konflikt vermeiden möchten?
- 18 Jahren “glückliche” Ehe, dein Partner will sich aus unerklärlichen Gründen scheiden lassen.
- 20 Jahre lang “glücklich” verheiratet, dann bricht die Welt zusammen, weil herauskommt, dass dein Partner seit 5 Jahren heimlich in den Puff geht.
- nach 15 Jahren “Familienglück” kommst du nach Hause und der Partner hat einfach die Wohnung ausgeräumt und ist weg.
Eine ehrliche Auseinandersetzung mit Sexualität braucht Mut
Von seinem Partner zu hören, dass er unbefriedigt ist, dass ihm der Sex zu wenig oder zu eintönig ist, kann schnell eine Bedrohung in der Persönlichkeit des anderen auslösen. Fragen wie:
• Bin ich nicht mehr gut genug?
• Bin ich nicht mehr liebens- oder begehrenswert?
• Hab ich versagt?
schießen hoch und nagen schnell am eigenen Selbstwertgefühl. Solche Konflikte möchten wir natürlich vermeiden. Doch einfach ignorieren löst diese Konflikte nicht. Deswegen sind zwei wesentliche Punkte in der Kommunikation ganz wichtig:
• Den Partner anhören, ohne uns selbst dadurch beleidigt zu fühlen.
• Uns selbst mitteilen, ohne den Partner dabei anzuklagen oder ihm Vorwürfe zu machen.
Wenn wir uns auf diese beiden Punkte einlassen, dann können wir uns der Sexualität als ein gemeinsames Entwicklungsfeld widmen. Mit Sicherheit kommen folgende Fragen auf:
• was für einen Stellenwert hat die Sexualität für jeden einzelnen und welchen in der gemeinsamen Beziehung?
• Was machen, wenn zwei unterschiedliche Bedürfnisse nicht zusammen kommen oder eine Person einfach nicht alles erfüllen kann?
• Ist es eine Option, einen Teil außerhalb der Beziehung zu erfahren?
• Wiegt der Sex so schwer, dass ein fremdes sexuelles Abenteuer gleich den Bruch der gesamten Partnerschaft bedeutet oder sind kleine persönliche Freiheiten sogar bereichernd für das Gemeinsame?
Es sind keine leichten Fragen, aber es lohnt sich diese für sich und auch gemeinsam zu beantworten.
Es gibt nichts „falsch“ zu machen.
Es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Egal auf welchem Gebiet. Jeder muss Fehler machen um dazu zu lernen. In der Sexualität ist das genauso. Nur hier verbieten wir uns das und glauben, die Macht der Liebe regelt das von allein.
Traut Euch miteinander zu sprechen. Erinnert Euch an die Leichtigkeit des Spielens. Berührt Euch, schärft Eure Sinne, springt mit Leichtigkeit in ein neues lustvolles Spiel. Gebt der Routine keine Chance und macht Euch die Mühe, Euch selbst und den Partner immer wieder aufs Neue zu entdecken.
In jedem Moment steckt eine neue Erfahrung! Wir müssen Sie nur wahrnehmen.
Sabine Wittmann Coach & Berührungskünstlerin in 70176 Stuttgart für weitere Infos > zum Profil |