Vor fast zehn Jahren begegnete ich über viele wundersame Wege der Mexihka Pactli – auf spanisch der Medicina Mexihka - eine Jahrtausende alte, traditionelle Heilmethode. Sie stammt aus Mexiko, wo sie von der olmekischen Kultur gegründet und später von den Tolteken und dem Volk der Mexihkas weiterentwickelt wurde. Mit der Entdeckung Amerikas war dieses alte Wissen von den spanischen Kolonialmächten sabotiert worden, die alles für Teufelswerk hielten, was sie nicht verstehen konnten. Die Mexihkas sahen ihre einzige Chance darin, „ihren Schatz“ zu bewahren, indem sie mit ihrem Wissen in den Untergrund gingen. Es gelang ihnen, ihre Kultur und Philosophie über 500 Jahre insgeheim von Generation zu Generation weiterzugeben und den Großteil davon zu retten ... |
Erst in den siebziger Jahren erkannte der Ältesten Rat der Mexihkas, dass die Zeit gekommen war, sich wieder der Öffentlichkeit zuzuwenden. Die Zeiten hatten sich geändert: viele Menschen hinterfragten ihr bisheriges Leben und begannen, nach dem Sinn des Lebens zu suchen. Die Menschen waren auf der Suche nach ihren Wurzeln - nach sich selbst. Seit dieser Zeit werden selbst in Mexiko die alten Traditionen erst wieder öffentlich gelehrt und praktiziert. Der Verlust der eigenen Wurzeln ist auch unter der breiten Bevölkerung Mexikos stark spürbar. WIE DIE MEDIZIN NACH EUROPA KAM Nach Europa kam diese Medizin erst viel später. Eine junge, österreichische Ethnologin, hatte sich während ihres Studiums mit den alten Heilmethoden Mexikos auseinandergesetzt. Die Literatur gab jedoch nur begrenzte oder sehr gegensätzliche Auskünfte, so dass sie nach ihrem Studium beschloss, selbst nach Mexiko zu reisen. Dort suchte sie nach einem Lehrer, von dem sie aus erster Hand das lernen konnte, worüber sie jahrelang gelesen und gehört hatte. In Mexiko, in der Nähe von Teotihuacan, stieß sie schließlich auf eine Heilerin und Lehrerin, die die Ethnologin nach anfänglichem Zögern als Schülerin aufnahm. Es entstand eine tiefe Verbindung und Freundschaft zwischen den beiden Frauen. Gemeinsam entwickelten sie die Idee, dieses Wissen nach Europa zu bringen und begangen 2004 zunächst in Wien, später auch in London, Salzburg und schließlich in München Seminare zu geben. MEINE BEGEGNUNG MIT DER HEILERIN AUS MEXIKO 2005 hörte ich zum ersten Mal von der mexikanischen Lehrerin. Als Kind spanischer Gastarbeiter hatte ich schon immer eine starke Verbindung zu meinen spanisch sprechenden Vorfahren verspürt. Ich fühlte mich sofort angesprochen, als ich der charismatischen und warmherzigen Frau aus Mexiko begegnete. Mein Leben lang hatte ich mich zwischen zwei Kulturen hin und hergerissen gefühlt – immer mit dem Gefühl, nirgends richtig hin zu gehören. Mir schien, was mir für das eine Land geschenkt wurde, fehlte mir für das andere Land – ob Nationalität, Sprache, Temperament oder Mentalität. Als ich dieser Frau begegnete, bekam alles einen Sinn. Ich konnte eine Brücke schlagen zwischen den beiden Kulturen, in denen ich lebte. Sie half mir, mich selbst anzuschauen, mich zu entdecken und zu entwickeln und schließlich zurück zu meinen Wurzeln zu finden. VEREHRE WAS DU HÖRST, ABER ZIEHE ES IN ZWEIFEL „Verehre was du hörst, aber ziehe es in Zweifel“ - mit diesen Worten ermutigt die Philosophie der Mexihkas jeden, alles Gesprochene kritisch zu hinterfragen, ohne die Achtung vor diesen neuen und fremdartigen Dingen zu verlieren. Und die Fremdartigkeit beginnt schon in der Sprache. Das Volk der Mexihkas spricht Nahuatl, eine Ursprache, die nur noch in abgelegenen Regionen Mexikos gesprochen wird. Übersetzt heißt dieses Wort „Sprache des Universums“ und bringt damit zum Ausdruck, dass man mit dem Aussprechen dieser Worte nicht nur eine Sache benennt, sondern gleichsam mit diesen Dingen in Kontakt tritt, sie herbeiruft und aktiviert. Nahualt-Worte sind daher sehr machtvoll. Das Wort Medicina Mexihka heißt in der Nahuatlsprache „Mexihka Pactli“ (Pactli = Medizin). „Mexihka“ bedeutet dabei nicht mexikanisch, sondern „das Zentrum der Welt“. Gemeint ist, aus seiner Mitte - dem Zentrum - heraus seine Welt so zu definieren, wie man sie benötigt, um mit sich im Einklang zu sein. Es hat nichts mit Egoismus und Rücksichtslosigkeit zu tun. Vielmehr möchte „Mexihka“ die Individualität und Einzigartigkeit eines jeden aktivieren. Es bringt jeden, der für diese Medizin offen ist, soweit in seine Mitte, dass dieser den inneren Kontakt zu sich selbst findet. Man beginnt sich wieder zu spüren, nimmt seine Wünsche wahr und kann sein Leben wieder individuell nach seinen eigenen Bedürfnissen gestalten. Und genau darin liegt der Schlüssel: Sein Glück zu finden und dieses Glück zu leben! DIE MEDIZIN HEILT AUF VIELEN EBENEN Was macht diese Medizin aus? Welche Krankheiten kann sie heilen? In der Medicina Mexihka behandeln wir nicht Krankheiten. Wir behandeln den Menschen! Jede Krankheit hat zwar eine bestimmte Ursache, aber die Ursache für ein und dieselbe Krankheit ist nicht immer dieselbe. Um die Ursache einer Krankheit herauszufinden, ist es wichtig herauszufinden, welche Ebene des Menschen betroffen ist. Nach der Mexihka-Tradition gibt es im Menschen vier Ebenen: 1.) Die körperliche Ebene Zur Behandlung der körperlichen Ebene wird eine spezielle, medizinische Massage angewendet, die sog. Tlahuayotl. Ihre intensive Wirkung ist mehrschichtig. Zum einen wird jedes Organ mehrmals über Akupressurpunkte stimuliert und gekräftigt. Eine Aktivierung von verschiedenen Energiebahnen löst Blockaden und Verhärtungen auf. Gleichzeitig hat sie eine entgiftende und entschlackende Wirkung und wirkt beruhigend auf die seelisch-geistige Ebene. Durch die Erwärmung der Muskulatur können zudem Schritt für Schritt Schiefstellungen der Knochenstrukturen behoben werden. | 2.) Die mentale Ebene Die Art zu Denken bestimmt nicht nur die Funktion der Organe und der Zellen. Sie ist auch ausschlaggebend für unsere Ausstrahlung bzw. dafür, was jeder Mensch in sein Leben zieht! Durch Unsicherheiten und Ängste geprägte Menschen beeinflussen ihren ganzen Organismus und ziehen zudem genau solche Situationen in ihr Leben, die sie vermeiden wollen. Mit Hilfe von Reinigungen, sog. Limpias, wird diese mentale Ebene behandelt. Dabei kommen verschiedene Naturprodukte zum Einsatz, die die negativen Energien aufnehmen und dafür ihre kräftigende und ausgleichende Essenz an den Menschen weitergeben. Auf der Ebene des Denkens kommen die Kräuter zum Einsatz, die die Aura reinigen und so zu einem positiven Magnetismus führen. Die Eier-Limpia arbeitet auf zellulärer Ebene. Das Ei, als eine große Zelle, ist in der Lage, aus den Zellstrukturen des Menschen negative Energien erauszuziehen. Weitere Reinigungen sind die Feuer-Limpia und die Räucherungen, die zur Befreiung von Fremdenergien herangezogen werden. 3.) Die seelische Ebene Unter der seelischen Ebene verstehen die Mexihkas den Bereich, den man auch „Spirit“ nennt. Jenen Teil in uns, der uns mit Lebenskraft erfüllt. Nach Ansicht der Mexihkas kommen wir „beseelt“ auf die Welt, d.h. wir bringen alle Talente mit, um ein erfülltes und glückliches Leben zu führen. Traumatische Erlebnisse - physischer oder psychischer Art - führen zu einem seelischen Ungleichgewicht. Die Seele erleidet einen Schreck (auf spanisch: Susto), zieht sich zusammen und lässt in seinem Raum Platz für schwächende Strukturen. Zu diesen gehören Ängste, Zweifel, Minderwertigkeitskomplexe, Schuldgefühle o. ä.. Oft äußert sich ein Susto durch fehlende Lebensfreude, Lustlosigkeit, Schlafstörungen u.ä.. Nehmen diese fremden Strukturen den größten „Seelenraum“ ein, steuern sie am Ende das Handeln der betroffenen Person. Der Mensch wird dann - im wahrsten Sinne des Wortes - z.B. von der Angst regiert. Zur Heilung dieser Ebene wird ein Susto-Ritual durchgeführt, bei dem die verloren gegangenen Seelenanteile zurückgerufen werden. Diese verbinden sich neu mit dem Menschen und schenken ihm die Kraft, Stück für Stück wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen. 4.) Die Ebene der Aura Die Aura ist die Hülle, die uns umgibt. Sie kann zwar nicht verloren gehen, aber sie kann aufgrund von Unfällen, Operationen und Missbrauch rissig und geschädigt werden. Durch ihre Durchlässigkeit verliert man einerseits leicht Energie und Kraft, andererseits wird man empfänglich für schwächende, fremde Energien. Zur Heilung der Aura wird auch hier ein ganz spezielles Ritual durchgeführt, auf das der Patient durch vorherige Reinigungen und Behandlungen vorbereitet wird. Diese vier Ebenen sind nie getrennt voneinander zu betrachten. Wie durch dünne Fäden sind sie mit einander verbunden und können von einer Ebene auf eine andere übertreten. Wichtig ist dabei, die ursächliche Ebene zu finden und diese zusammen mit der oder den anderen betroffenen Ebenen zu behandeln. Alle vier Ebenen können auf die emotionale Ebene Auswirkung haben: ein Beinbruch kann genauso wie ein Schicksalsschlag oder zu viele negative Gedanken zu einer Aggression oder zu einer Depression führen. Diese emotionale Ebene wird jedoch nicht separat, sondern immer als Folge eines anderen Ungleichgewichts betrachtet. Eine weitere Anwendung ist das Temazcal - die traditionelle Schwitzhütte der Mexihkas. Sie besteht aus einem halbrunden Gerüst aus Ästen und wird mit Folien und Decken windgeschützt abgedeckt. Heiße Steine werden ins Innere hineingetragen und vermitteln eine wohlige Wärme, die auf eigentümliche Weise bekannt erscheint. Tatsächlich repräsentiert das Temazcal die Gebärmutter – die Mutter Erde. Im Temazcal wird gesungen und gerasselt, gesprochen, gebetet und manchmal auch geschwiegen. An diesen Ort begeben wir uns, um Heilung zu finden. Krankmachende Strukturen wie körperliche Gebrechen, Sorgen, Ängste,etc. werden an Mutter Erde abgegeben. Sie transformiert diese Strukturen in Liebe und erlaubt den Teilnehmern, das Temazcal wie neu geboren zu verlassen. Unterstützend zu den Behandlungen wird der Tonalmaxiotl herangezogen. Dabei handelt es sich um den Kalender der Mexihkas. Er gibt Auskunft über die Begabungen und Charaktereigenschaften der Menschen sowie darüber, welche Behandlungen an welchen Tagen vorteilhaft sind. Es ist daher ein gutes Mittel, um den Menschen in seiner Individualität besser einzuordnen und ihn in seiner Heilung zu unterstützen. Die Medicina Mexihka ist eine Medizin, die es schafft, den Menschen in seine Mitte zu bringen. Von der Mitte aus, ist der Mensch in der Lage zu bestimmen, was er benötigt, um innere Freiheit zu erlangen. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, sein Leben entsprechend zu gestalten. Denn die Pflicht, die jeder Menschen im Leben hat, ist es, glücklich zu sein !! ;-) von Renata Miguel Pérez |
2004 begann sie ihre Ausbildung zur Heilpraktikerin und begegnete in dieser Zeit der Medicina Mexihka, der Mexihka Pactli. Seit 2008 bietet sie in ihrer Praxis in München Einzelbehandlungen mit der Medicina Mexihka an. Dazu zählen spezielle Ganzkörper-Massagen (Tlahuayos), energetische Reinigungen (Limpias) und Seelen-Rituale (Sustos) an. In Vorträgen veranschaulicht sie die Bedeutung dieser Medizin. Sie bietet im Raum München Ausbildungen an, in denen sie das traditionelle mexikanische medizinische Wissen in Verbindung mit der persönlichen Heilung an Interessierte weitergibt. Von März bis November bietet sie außerdem mexikanische Schwitzhütten (Temazcale) an. Inzwischen ergänzt sie die mexikanische Praxis mit der schamanischen Arbeit
anderer Kulturen bzw. mit therapeutischen und initiatorischen Ritualen.