zum Thema TCM und dem ältesten Akupunktursystem Chinas |
Klassische chinesische Medizin ist das, was sich in über 15 Jahren Praxistätigkeit in der Chariéstrasse in Berlin Mitte als Schwerpunkt meiner Arbeit herauskristallisiert hat. Mich begeistert dabei nach wie vor, Krankheit auch als Chance für den nächsten Schritt im Leben gemeinsam mit meinen Patienten zu entdecken.
Was hat Sie dazu bewegt, Ihren Beruf zu ergreifen? Wie sind Sie zur Chinesischen Medizin gekommen?
Zur Chinesischen Medizin bin ich zum einen durch einen Chinaaufenthalt 1989 im Rahmen eines Schüleraustausches gekommen. Da hat sich der eigene Horizont erweitert. Zum anderen ist es über die dann folgenden Jahre der Heilpraktikerausbildung immer wieder deutlich geworden, daß der immense Erfahrungsschatz der Chinesischen Medizin ein sicheres Handwerkzeug bietet, sanft und doch effektiv zu arbeiten.
In Ihrer Praxis kommen Akupunktur, die Chinesische Kräuterheilkunde und auch Qi Gong zur Anwendung. Sie sagen, in der Chinesische Medizin wird eine Erkrankung nicht isoliert betrachtet, sondern das Individuum mit einem individuellen Krankheitshintergrund behandelt. Worin sehen Sie die besonderen Stärken der Chinesischen Medizin? Welche Beschwerden, Probleme oder Anliegen können damit besonders erfolgreich angegangen werden?
Patienten kommen u.a. mit Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit oder Allergien. Aber auch zur begleitenden Behandlung bei Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Diabetes. An dieser Vielfalt sehen Sie schon, daß ich mich nicht so sehr auf einen Symptomenkreis spezialisiert habe.
Die individuellen Ressourcen eines Patienten zu erkennen und zu stärken ist das, was Menschen dauerhaft gesunder macht.
Auf Schmerzzustände gehen Sie in Ihrer Praxis gesondert ein. Wie sind hier die Therapieerfolge mit Chinesischer Medizin?
Die Erfolge sind oft sehr gut. Das haben ja auch die großen Akupunkturstudien in Deutschland gezeigt. Ein Behandlungsset von ca. 10 Behandlungen reicht vielen Patienten.
Kinderheilkunde ist ebenfalls ein Thema Ihrer Praxis. Sie behandeln z.B. auch Atemwegserkrankungen wie kindliches Asthma. Können Sie uns mehr dazu berichten?
Kinder reagieren meist viel schneller als Erwachsene auf Akupunktur.
Oft gibt es eine Vorgeschichte von nicht vollständig auskurierten Infekten und einem allgemein geschwächten Immunsystem. Die Schulmedizin ist in der Symptomkontrolle von akuten Zuständen sehr stark. Die Chinesische Medizin ergänzt dies hervorragend und kann Kinder oft unterstützen, sich vollständig auszukurieren.
Wie gestaltet sich eine Erstberatung/Behandlung, wenn ich zu Ihnen komme? Was erwartet mich?
Individuelle Behandlungsstrategie
Die traditionelle chinesische Pulsdiagnose kann sehr differenziert Veränderungen im Energiehaushalt und deren Ursachen zeigen. Das ist etwas, was Sie nur über Jahre lernen können. Natürlich gibt es aber auch zu Beginn ein ausführliches anamnestisches Gespräch. Hierbei können Sie alles ansprechen, was Ihre Beschwerden betrifft.
Aber auch Begleitsymptome und das Allgemeinbefinden können wichtig sein. Bei chronischen Erkrankungen zeigt sich meist in einer genaueren Lebensanamnese, wie die Beschwerden sich aufgebaut haben. Von hier aus wird dann auch schon oft eine individuelle Behandlungsstrategie sichtbar.
Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten?
Respekt auf Augenhöhe, aber auch genügend Zeit. Und tatsächlich so zu akupunktieren, daß es auch eine insgesamt angenehme Erfahrung für den Patienten ist. Das bedeutet, oft nehme ich vergleichsweise wenige Nadeln, also etwa 4-6. Humor tut natürlich auch mal gut.
Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Menschen zu unterstützen. Und in der medizinische Arbeit die Wechselwirkungen zwischen Körper, Emotionen und Geist mit einzubeziehen.
Welche Erstattungsmöglichkeiten gibt es für die Kosten einer Behandlung bei Ihnen?
Kosten - Erstattungsmöglichkeiten
Ich rechne nach der Gebührenordnung für Heilpraktiker ab. Private Versicherungen erstatten dies in der Regel komplett. Viele gesetzlich Versicherte Patienten haben eine private Zusatzversicherungen für Heilpraktiker. Aber auch die gesetzlichen Versicherungen selbst dürfen seit letztem Jahr Heilpraktikerleistungen erstatten. Es lohnt sich also immer, mit dem zuständigen Sachbearbeiter der eigenen Versicherung zu reden.
Für Selbstzahler biete ich ermäßigte 5er und 10er Karten an.
Sie arbeiten in Ihrer Praxis u.A. auch nach dem ältesten Akupunktursystem Chinas: „Akupunktur nach den Stämmen und Zweigen“. Können Sie uns dieses System genauer vorstellen?
„Akupunktur nach den Stämmen und Zweigen“
Das, was als TCM in den Westen gekommen ist, ist in den 50er Jahren so in China standardisiert worden. Dabei wurde aus politischen Gründen vieles verändert. Die Begrifflichkeiten wurden beispielsweise der Schulmedizin angepasst, was sicher zu Verbreitung der Chinesischen Medizin beigetragen hat. Grundlegende Konzepte und Behandlungsstrategien der klassischen Medizin lassen sich so aber nicht mehr verstehen und anwenden. Denn die Behandlungsebene ist die energetische, und die wird in der Schulmedizin ja bewusst ausgeschlossen.
Stämme und Zweige Akupunktur betrachtet die Energetik des Menschen sowohl auf den Ebenen des Körpers, aber auch die feineren Energiesysteme, die mehr mit den Emotionen und geistigen Prozessen verbunden sind. Es ist eine grundlegende Basis gewesen in der Chinesischen Medizin, mindestens seit der Han Dynastie vor gut 2000 Jahren. Grundlegende Unterweisungen finden sich in vielen klassischen Schriften wie dem Klassiker des Gelben Kaisers, aber auch z.B. in Konfuzius Kommentaren zum I Ging.
Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!