Heike Müllers Ärztin für Psychotherapeutische Medizin und Psychosomatik in 52379 Langerwehe für weitere Infos > zum Profil |
Sie sind Ärztin und waren bereits als Assistenz- und Oberärztin in verschiedenen Kliniken tätig. Wie kam es dazu, dass sich Ihr heilkundlicher Schwerpunkt von der klassischen Schulmedizin in den naturheilkundlichen und psychotherapeutischen Bereich verlegt hat? Ich habe nicht wirklich meinen Schwerpunkt verlagert, da ich schon ab dem 3. Semester meines „ganz normalen“ Medizinstudiums entschieden hatte, sobald es möglich wäre, einen ganzheitlichen Weg zu gehen. Damals (1987) begann ich mich bereits für das Fach „Psychosomatik“ zu interessieren, da mir dies von allen medizinischen Fächern am „ganzheitlichsten“ erschien. Während meiner weiteren Tätigkeit baute ich immer mehr Mosaiksteine im Rahmen dieses Grundverständnisses dazu.So war es nur folgerichtig, dass ich irgendwann auf die Homöopathie und später auf REIKI stieß. Welcher Arzt würde dieses Ideal Hahnemanns nicht unterschreiben können? „Das höchste Ideal der Heilung ist die schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit... auf dem kürzesten, zuverlässigsten, unnachtheiligen Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen.“ §2 Organon, Samuel Hahnemann Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? Wenn ein Patient in meine Praxis kommt, habe ich neben mir meinen imaginären „Werkzeugkoffer“ stehen, in dem sich alles, was ich je gelernt und für hilfreich empfunden habe, befindet. Da jeder Mensch anders ist, versuche ich das für mein Gegenüber Passendste „herauszuholen“ und anzuwenden. Natürlich arbeite ich dabei auch mit gängigen Leitlinien orientierten Methoden, aber eben nicht nur. Was ist für Sie „Ganzheitliche Medizin“? Da finde ich mich schon in der gängigen WHO Definition wieder: Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. Wo sehen Sie besonders gute Möglichkeiten der Fusion von klassischer Schulmedizin und alternativer/naturheilkundlicher Therapie? Ich sehe das recht pragmatisch: Wenn ein Patient mit einer Symptomatik kommt, schaue ich, welche Therapieformen (medikamentös, physikalisch oder psychotherapeutisch) hilfreich sein könnten. Dabei versuche ich immer erst die sanfte Form. Ein praktisches Beispiel: Jemand kommt mit einer Mandelentzündung: dann schaue ich, wie lange die Symptomatik schon besteht und wie der Befund ist. Habe ich noch etwas Zeit, versuche ich zunächst homöopathisch den Infekt zu behandeln, wenn er schon zu weit fortgeschritten ist oder schon länger andauert, würde ich zum Hausarzt überweisen, weil dann eine Antibiotikabehandlung notwendig sein könnte. Ich sehe das nicht dogmatisch: wir haben gute „schulmedizinische“ Medikamente im Angebot. Wenn wir sie sinnvoll einsetzen, | warum sollten wir sie dann nicht auch nutzen? Genauso so verfahre ich bei Psychopharmaka: Generell gebe ich eher lieber keine, verwende erst einmal Bachblüten, arbeite rein psychotherapeutisch oder versuche über eine homöopathische Konstitutionsbehandlung, die Beschwerden zu verbessern oder kombiniere diese Methoden. Es gibt aber Situationen, wo Psychopharmaka einfach indiziert sind und dann gebe ich sie auch. Generell können chronische Erkrankungen von einer alternativen Behandlungsform oft profitieren, ich würde aber niemals soweit gehen, bewährte „schulmedizinische“ Therapien abzusetzen, bevor eine alternative Behandlung Erfolg verspricht, oder gar zu behaupten, Homöopathie könne z.B. Krebs heilen und man könne auf die schulmedizinischen Behandlungsformen verzichten. Das halte ich für grob fahrlässig. Sehr wohl kann Homöopathie z.B. die Nebenwirkungen einer Chemotherapie verringern. Hier finde ich den Einsatz sinnvoll. Gibt es etwas, dass Sie im jetzigen Gesundheitswesen ärgert? Ja, ich finde es sehr schade, dass unser Gesundheits-system immer noch recht intolerant alternativen Verfahren gegenüber ist. Würden wir alle unterschiedlichen medizinischen Ansätze, die teilweise ja schon Jahrtausende alt sind, respektvoll betrachten und sie entsprechen nutzen, könnten wir sicherlich vielen Menschen mehr und sanfter helfen. Die gegenseitigen Unterstellungen der Unwirksamkeiten oder die extrem Signifikanz orientierte wissenschaftliche Herangehensweise an Behandlungserfolge verhindert oft einen toleranteren und respektvolleren Umgang miteinander. Aber – in den letzten Jahren hat sich hier schon einiges bewegt und ich hoffe, dass dieser Prozess in Zukunft immer weitergehen wird. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Ich bevorzuge einen Umgang auf „Augenhöhe“, d.h. dass der Kontakt zwischen dem Patienten und mir so weit es geht partnerschaftlich erfolgt. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? ...dass jeder Mensch anders und jede Geschichte, die mir der Patient erzählt immer ganz individuell ist. Es gibt für mich keine bessere Schule für Toleranz. Ihr Lebensmotto in einem Satz? Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat's gemacht. (unbekannt) Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |