Sehr geehrte Frau Hochweber-Schmid, Sie sind Heilpraktikerin und führen Ihre naturheilkundliche Praxis in München (Bayern). Was hat Sie dazu bewegt ihren heutigen Beruf zu ergreifen? Ich komme ursprünglich aus dem künstlerischen Bereich und bin dann über pädagogische Tätigkeiten zu meinem heutigen Beruf gekommen. Es hat sich eines aus dem anderen heraus entwickelt. Das Schöne ist, dass in meine jetzige Tätigkeit ganz selbstverständlich Erfahrungen und Inhalte meiner vorherigen Berufe mit hineinfließen. Sie sagen, eine Frage, die häufig in Ihrer Praxis auftritt, ist: „Was ist Heilung?“ Wie beantworten Sie diese Frage? Mein Bild des Menschen als Einheit von Körper-Seele-Geist prägt die Antwort auf diese Frage: Tritt ein Krank-heitsgeschehen im Körper oder in der Psyche auf, ist das die Ebene auf der ein Ungleichgewicht im Menschen in Erscheinung tritt, was aber nicht notwendigerweise bedeutet, dass das Verschwinden der Symptomatik gleichbedeutend mit Heilung ist. Umgekehrt kann eine Heilung im Sinne von „heil-werden“, „ganz-werden“ geschehen, ohne dass die Symptome auf ihrer Erscheinungsebene verschwinden. Eine chronische physische Krankheit zum Beispiel kann ein Leben lang da sein und trotzdem kann der Mensch einen Heilungsprozess erfahren, der sich eben auf z.B. der seelischen Ebene zeigt. So mache ich einen Unterschied zwischen „gesund werden“ (das Verschwinden von Symptomen) und „Heilung“. Letzteres ist meiner Erfahrung nach ein Weg und erfordert vom Klienten die Hingabe an diesen Prozess und einen eigenen inneren Einsatz. Für mich ist Gesundheit etwas, was hergestellt werden kann, Heilung etwas, was geschieht. Die craniosacrale Osteopathie und die Traumatherapie bilden einen Schwerpunkt in Ihrer Arbeit. Können Sie uns diese Methoden etwas genauer vorstellen? In der Osteopathie und Craniosacraltherapie wird auf sehr sanfte Art mit dem Körper über die Hände der Behandlerin auf der Ebene der Knochen, Muskeln, Sehnen, und Bänder, sowie der Faszien behandelt. Die Craniosacraltherapie arbeitet verstärkt mit dem sogenannten Craniosacralrhythmus. Dr. W.G. Sutherland vertrat die Ansicht, dass vom Kopf (cranio) bis zum Kreuzbein (sacrum) eine rhythmische, wellenartige Bewegung der Gehirn-und Rückenmarksflüssigkeit zu spüren ist, die über die Körperflüssigkeiten in alle Zellen weitergeleitet wird. Die tragende Kraft dieses Rhythmus nennt er den „Atem des Lebens“. Die Traumatherapie zielt darauf ab, die Ressourcen (die vorhandenen Fähigkeiten und Kräfte) des Klienten zu stärken und auszubauen, um dann die traumatischen Blockaden zu finden und nach Lösungen zu suchen. Hier arbeite ich überwiegend mit körper-psychotherapeutischen Ansätzen wie z.B. differenzierte Wahrnehmung von Reaktionen im Körper auf Gefühle, Gedanken und Vorstellungen, sowie geführte Augen-bewegungen, die traumatische Blockierungen lösen können. Aber auch die Arbeit mit inneren Bilder und Glaubenssätzen wird miteinbezogen. Was nach der traumatischen Situation sich nicht wieder integrieren und zur Ruhe kommen konnte und somit in unserem System ein Ungleichgewicht mit den entsprechenden körperlichen und psychischen Beschwerden hinterlassen hat, soll nach und nach gelöst und wieder integriert werden, sodass es dem Menschen wieder möglich werden kann, sein Leben ohne die vorherigen Einschränkungen zu gestalten. Wo sehen Sie die besonderen Stärken von craniosacraler Osteopathie und Traumatherapie? Welche Probleme, Beschwerden, Anliegen können hiermit besonders gut angegangen werden? Beide Methoden können sowohl dem Wiedererlangung von Gesundheit als auch dem Heilungsprozess dienen. Die Osteopathie und auch der craniosacrale Bereich der Osteopathie wird sehr häufig in der Prävention, im „Verhindern der Entstehung von Krankheit“ angewendet, da diese Behandlungsform einen sehr ausgleichenden | Einfluss auf das vegetative Nervensystem sowie das Hormon- und Immunsystem haben kann. Natürlich gibt es viele Anwendungsbereiche, in denen sie (oft auch begleitend zu anderen Therapieformen) eingesetzt werden kann. Hier ein paar Beispiele:
Die Traumatherapie, wie schon der Name sagt, wendet sich an Menschen, die unter traumatischen Belastungen leiden. Diese Belastungen sind im Nervensystem, im sog. „Körpergedächtnis“ und in der Psyche gespeichert. Diese zu lösen ist das Anliegen der Traumatherapie. In welchen Fällen kann eine „Prozessbegleitung“ hilfreich für mich sein? Bei allen Problemen im alltäglichen Leben, vor allem, wenn immer und immer wieder dieselben Probleme auftauchen und ich bereit bin, meine Themen, Konditionierungen und Verhaltensweisen anzuschauen. Es geht darum Bewusstheit in mein Denken, Fühlen und Handeln zu bringen, was schon große Veränderungen bewirken kann. Hier werden meine Arbeitsweisen noch erweitert durch Elemente aus der Gestalttherapie, Atemtherapie und Innere-Kind-Arbeit. Zu Ihrem Arbeitsspektrum gehört u. A. auch die astrologische Beratung. Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Ich mache bei den astrologischen Beratungen immer wieder die Erfahrung, dass die Klienten sich danach besser verstehen und annehmen können und Möglichkeiten sehen, ihre Probleme und Schwierigkeiten anzugehen und so Veränderungen einzuleiten. So wie ich die Astrologie anwende, geht es nicht um Zukunftsdeutung oder schicksalshafte Sternen-konstellationen, sondern darum, hinzuschauen, wie mein individuelles Sein sich am freiesten ausdrücken kann und welche Aspekte meines Seins ich anders und besser leben könnte. Unsere Begabungen und Stärken zu entfalten ist meiner Meinung nach eine wahre Berufung im Leben. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Mir ist es sehr wichtig, dass sich die Menschen von mir angenommen, verstanden und unterstützt fühlen. Dabei ist mir wichtig, dass die Eigenverantwortung des Klienten immer bestehen bleibt und gefördert wird. Vielleicht klingt das jetzt etwas ungewöhnlich, aber mir ist es auch wichtig, dass die Freude nicht zu kurz kommt. Natürlich meine ich damit nicht, dass traumatisierte Menschen Freude entdecken sollten, an dem was Ihnen passiert ist und an den Folgen davon. Ich meine vielmehr, dass Arbeit mit sich und an sich und mit dem Körper auch mit Gefühlen von Erleichterung und tiefer Freude einhergehen können und dürfen. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Den Kontakt mit Menschen, der immer wieder zu einer individuellen Herangehensweise einlädt, und die Stille, aus der heraus ich meine Arbeit machen darf. Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |
Craniosacrale Osteopathie und Traumatherapie
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