& mehr Gelassenheit im Alltag erleben durch Paartherapie
Dorothea Fritsch Diplom-Psychologin, Psychologische Psychotherapeutin in 79111 Freiburg für weitere Infos > zum Profil |
Sehr geehrte Frau Fritsch, Sie sind Dipl. Psychologin, systemische Therapeutin und Supervisorin in eigener Praxis in Freiburg (Baden-Württemberg). Was hat Sie dazu bewegt Ihren heutigen Beruf zu ergreifen? Nach dem Abitur arbeitete ich im Rahmen eines Sozialen Jahrs in einem Kinderheim in Südafrika. Dort zeigten einige Kinder auffällige Verhaltensweisen, die mir niemand so richtig erklären konnte. Da kam ich auf die Idee, Psychologie zu studieren, um selber mal Antworten auf meine Fragen zu finden. Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? Meine Arbeitsphilosophie? Jeder Mensch trägt in sich ein Entwicklungspotential, das im Laufe des Lebens zur Entfaltung kommen kann. Leider haben viele Menschen oft von klein auf keine förderlichen Bedingungen. Gerade diese Menschen brauchen Begleiter, Anregungen, Ermutigung und einen Raum für sich. Das sollte Psychotherapie leisten. Ein Schwerpunktthema Ihrer Praxis bildet die Paartherapie. Mit welche Beschwerden, Probleme oder Anliegen kommen Paare häufig auf Sie zu? In Paartherapie kommen zum Beispiel Paare, die im Laufe der Jahre durch die unterschiedlichen Anforderungen im Beruf, der Kindererziehung etc. zwar viel geleistet haben, jedoch den Blick füreinander dabei fast verloren haben, die nur noch wenig gemeinsame Zeit miteinander verbringen, sich wenig austauschen, sich ihre Bedürfnisse wenig mitteilen aus Rücksicht, Zeitmangel oder auch aus Resignation. Die sich wegen (scheinbarer) Nichtigkeiten dauernd streiten oder kaum noch streiten. Oder einer hat schon einen Seitensprung hinter sich, da stellt sich die Frage: wie kann Versöhnung geschehen? Wie kann eine gemeinsame Zukunft jetzt noch aussehen? Zunehmend kommen auch junge Paare, die schon kurz nach dem Kennenlernen ein Kind bekommen haben und eigentlich noch keine sichere Paarbasis haben für die neuen Anforderungen …oder auch einen Partner aus einem anderen Land, einer anderen Kultur haben, wo viele Verständigungs-schwierigkeiten und dazu kommen ….oder auch Paare, die durch doppelte Berufstätigkeit und die neuen Ganztagsbetreuungen für ihre Kinder einen eng getakteten Alltag mit wenig Spielraum für sich erleben… Wie kann ein Paar feststellen, wann eine Paartherapie sinnvoll sein könnte? Paartherapie macht dann am meisten Sinn, wenn beide motiviert sind, füreinander ein besseres Verständnis zu bekommen und Veränderungen zu wagen –und zwar mit gleicher Zielrichtung. Wenn einer von beiden sich innerlich schon verabschiedet hat, kann es zu einer Trennungsbegleitung kommen, die gerade mit Blick auf die Kinder sehr hilfreich sein kann. | Würden Sie uns einen tieferen Einblick in Ihre Arbeitsphilosophie mit Paaren geben? Oft gilt es für das Paar, sich von einem allzu romantischen Beziehungsideal zu verabschieden und eine Freundschaft zueinander aufzubauen. Das bedeutet auch Abstriche zu machen: der/ die PartnerIn kann nicht alle Bedürfnisse erfüllen: dazu gibt es auch andere Menschen, die wichtig sein dürfen. Gemeinsamkeiten und Platz für Eigenes sollten ausbalanciert werden. Wo sehen Sie die besonderen Stärken Ihrer Form der Paartherapie? Wichtig ist, nicht nur das Verhalten des anderen zu sehen und zu bewerten, sondern sich für die Motive bzw. nicht offensichtlichen Gründe dafür und die Bedürfnisse dahinter zu interessieren. Das kann zu einem ganz neuen Verständnis füreinander und zu viel mehr Gelassenheit im Alltag führen. Dazu kann ich in meiner Arbeit verhelfen. Wie gestaltet sich eine Therapie, wenn ich mit meinem Partner zu Ihnen komme? Was erwartet mich? Wenn ein neues Paar in die Praxis kommt, geht es erstmal ums gegenseitige Kennenlernen: es muss ja Vertrauen entstehen. Nach dem Erstgespräch kann das Paar gemeinsam überlegen, ob es sich auf eine Paartherapie einlässt und ob der Zeitpunkt auch geeignet ist: Paartherapie ist anstrengend, fordert heraus! Wie viele Sitzungen notwendig sind, damit es zu einer Verbesserung der Beziehung kommt, lässt sich nicht allgemein sagen. Oft werden die Abstände im Lauf der Zeit länger: wichtige Dinge passieren ja im Leben, nicht unbedingt in den Sitzungen! Wo sehen Sie die häufigsten Ursachen bei Problemen in der Partnerschaft? Oft liegen die Ursachen für Spannungen in der Partnerschaft in Übertragungen aus alten Beziehungs-mustern: dann ist es gut, bei sich nach eigenen Anteilen zu forschen, nicht die Partnerschaft mit Erwartungen zu überfrachten und Vorwürfen zu belasten. Manchmal empfehle ich auch zusätzlich Einzeltherapie, weil eigene Themen dort besser und gründlicher bearbeitet werden können. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Wichtig ist mir, dass bei allem Ernst der Lage der Humor nicht zu kurz kommt: so lässt sich einiges besser ertragen und auch überwinden…Wenn es dann zu gemeinsamem Lachen in einer Sitzung (oder verständnisvollem Augenzwinkern) kommt, liebe ich meine Arbeit! Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |