In der Hypnotherapie oder Hypnosepsychotherapie wird u. a. das Wissen über die Wirkung von Trance und Suggestionen therapeutisch genutzt um Heilungs-, Such- und Lernprozesse zu fördern.
Wir haben den Hypnocoach und Heilpraktiker für Psychotherapie mit Schwerpunkt Hypnotherapie, Herrn Erik Grösche, zum Thema befragt:
Was genau ist im Zusammenhang mit Ihrer therapeutischen Arbeit unter Hypnose zu verstehen?
Wie funktioniert diese Methode?
Hypnose ist eine Technik, um mit den unbewussten Teilen des Klienten (gerne auch als "Unterbewusstsein" bezeichnet) zu kommunizieren und den Rahmen zu schaffen, in dem das Unbewusste selbständig Änderungen zum höchsten Wohl des Klienten einleiten kann. Diese Kommunikation findet auf zwei Ebenen statt: die verbale Ebene des Therapeuten und die ideomotorische Ebene des Klienten.
Was ist die ideomotorische Ebene des Klienten?
unter Ideomotorik versteht man die unwillkürlichen Bewegungen (Muskelzuckungen), die wir nicht bewusst auslösen und auch nicht kontrollieren können.
In der Hypnose werden diese als Kommunikationskanal des Unbewussten eingesetzt. Z.B. kann sich ein Finger heben für ein "Ja" und senken für ein "Nein". Der Klient, der die Augen zu hat, bemerkt dies oftmals nicht mal oder spürt gleichzeitig die Bewegung und ist überrascht, wenn sein Verstand eine andere Antwort geben würde.
Wie sind Hypnose mit Trance, Hypnose ohne Trance und medizinische Hypnose zu unterscheiden?
Während einer Hypnosesitzung entsteht in der Regel eine Trance, die sich jedoch nicht von der Alltagstrance, die wir täglich in bestimmten Situationen erleben (z.B. lesen eines Buches), unterscheiden muss. Mit "Hypnose ohne Trance" ist gemeint dass auf die klassische Tranceinduktion zu Beginn einer Sitzung verzichtet wird. Sie kostet viel Zeit und verursacht oftmals Stress für die Klienten (ich mach das sicher nicht richtig, jetzt muss ich mich anstrengen, ich bin ja gar nicht weg gezappt - also kann es nicht klappen). Die neuen Hypnosekonzepte, welche erst seit 10-20 Jahren bestehen, kommen sehr gut ohne diese künstlich hervorgerufene Trance aus, denn sie bauen auf der ohnehin schon vorhandenen Trance auf, in der sich die Klienten unbemerkt im Kontext ihres Anliegens befinden. Den Grundstein zu dieser Entwicklung hat sicherlich Milton Erickson, der Wegbereiter der modernen Hypnotherapie gelegt, indem er 75% seiner Klienten ohne klassische Tranceinduktion erfolgreich behandelt hat. Unter dem Begriff "Medizinische Hypnose" werden alle Techniken zusammen gefasst, welche in den sogenannten Heilberufen (Ärzte, Heilpraktiker, Psychologische Psychotherapeuten) eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu gibt es auch Hypnose im Coaching, in der Gesundheitsprävention (Entspannungshypnosen) sowie die Bühnenhypnose.
Bei welchen Problemen, Beschwerden oder Anliegen kann Hypnose für mich hilfreich sein?
Bei fast allen. Die moderne Medizin sieht immer mehr ganzheitlich das "System" beim Klienten, das heißt ein körperliches Symptom oder auch eine scheinbar rein körperliche Erkrankung taucht nicht ohne Grund auf, sondern es gibt darunter liegende Dynamiken, die teils vom Körper her stammen, aber teils auch aus der Psyche. Um ganzheitlich eine Heilung zu unterstützen sollten alle Bereiche bearbeitet werden. Und da ist die Hypnose durch wissenschaftliche Studien nachgewiesenermaßen eine der Methoden, welche sehr schnell und effektiv funktioniert.
Die klassischen Einsatzgebiete sind natürlich Nichtraucher werden, sowie Ängste und Phobien.
Können Sie uns vielleicht von einem Beispielfall berichten, und wie sich diese Therapieform für diese Person ausgewirkt hat?
Eine Klientin kam zu mir mit starker Migräne, welche sie schon seit Jahrzehnten belastet. Sie ist selbständig, und steht jeden Tag in ihrem Geschäft. Um das durchzuhalten benötigte sie teilweise eine halbe Packung starker Schmerzmittel pro Tag. Begleitet durch die Hypnotherapie kam sie in einen Entwicklungsprozess, der ihr die Sicht auf die Dinge in ihrem Leben öffnete, welche sie ändern muss. Nach ca. einem Jahr und ca. 15 Hypnosesitzungen war sie beschwerdefrei - und ist es bis heute. Keine Migräneanfälle mehr, keine Schmerzmittel.
Wie läuft eine Hypnose-Sitzung ab?
Nach einem ausführlichen Vorgespräch, in dem eine Anamnese des Klienten durchgeführt, das Thema erarbeitet sowie das Prozedere der Hypnose erklärt wird, beginnt die eigentliche Hypnosesitzung. Der Klient sitzt entspannt auf einem Stuhl, kann die Augen schließen (muss es aber nicht) und wird vom Therapeuten hypnotisch begleitet. Dabei ist der Klient immer wach, kann Fragen stellen und bekommt Erklärungen für das was gerade passiert. Denn Hypnose heißt nicht weggetreten sein, sondern - im Gegenteil - 100% bei der Sache sein.
Wieviele Hypnose-Sitzungen braucht es in der Regel?
Das lässt sich schwer beantworten. Bei den klassischen Anwendungen der medizinischen Hypnose wie Nichtrauchersitzungen und Phobien reichen meistens eine bis zwei Sitzungen aus, aber das kann niemals versprochen werden. Bei anderen Themen hängt es von der Komplexität des Themas sowie der Innenwelt des Klienten ab. Im Schnitt kann man hier von drei bis zehn Sitzungen ausgehen, bis der Klient ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht hat.
Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!