mit dem "Inneren Kind", "Inneren Kritiker & Co."
"Ich bin ein Erwachsenen-Therapeut, der im Heute versucht das Kind von damals im Erwachsenen zu therapieren."
Gabriele Cremer Heilpraktikerin Systemische Familientherapeutin Hypnovia Am Inn 10 83131 Nußdorf am Inn für weitere Infos > zum Profil |
Sehr geehrte Frau Cremer, Sie sind Heilpraktikerin und systemische Familientherapeutin und führen die Praxis „Hypnovia – Der Weg zur inneren Ruhe“ in Nußdorf am Inn (Bayern). Bitte stellen Sie Ihr Tätigkeitsfeld einmal kurz vor. Mein Name ist Gabriele Cremer und ich bin Heilpraktikerin und systemische Familientherapeutin. Ich arbeite sowohl mit Klienten/-innen psychotherapeutisch in Einzeltherapie, als auch paar- und familientherapeutisch. Von 2012 bis 2015 hatte ich eine eigene Praxis in Wesseling im Rheinland und habe in dieser Zeit mehr als 1000 Sitzungen mit Klienten geführt. Im August 2015 bin ich nach Nußdorf am Inn umgezogen und habe 2016 dort wieder meine Praxis eröffnet. Psychische Störungsbilder & somatische Symptome Die Klienten/-innen kommen mit ganz unterschiedlichen Anliegen zu mir. Neben psychischen Störungsbildern, wie z.B. Depressionen, Burnout, Borderline oder Dissoziative Störungen, Ängste, Zwänge, Nähe-Distanz-Probleme, destruktive Verhaltensmuster, Süchte (Alkohol, Rauchen),Übergewicht, behandle ich auch somatische Symptome, wie z.B. Schmerzen, Reizdarm, Migräne, Kieferpressen. Psychoonkologische Begleitung Des Weiteren biete ich eine psychoonkologische Begleitung an, sowohl für den an Krebs erkrankten Patienten, als auch für die Angehörigen. Paartherapie In der Paartherapie können sich alle Themen angeschaut werden, für die das Paar Unterstützungen benötigt. Familientherapie Eine Familientherapie wird meist in Anspruch genommen, weil ein Familienmitglied ein Symptom oder eine Verhaltensauffälligkeit zeigt, die in der Familie unerwünscht ist und belastend empfunden wird. Was hat Sie dazu bewegt Ihren heutigen Beruf zu ergreifen? Mich haben Menschen von klein auf schon immer interessiert und ich wollte sie in ihrem Verhalten verstehen. Ich habe sie immer individuell betrachtet und versucht zu analysieren, welche Lebensgeschichte diese Menschen zu ihrem Verhalten gebracht hat. Dadurch habe ich schon sehr früh in die Menschen hinein fühlen können und ihre Gefühle wahrgenommen. Als Kind habe ich viele Märchen und Sagen gelesen und habe dadurch einen sehr leichten Zugang zu bildhaftem Denken. Dies hilft mir heute sehr beim Einsatz von Imaginationen oder Metaphern. Und mir war es immer sehr wichtig für andere Menschen da zu sein, ihnen zu zuhören und ihnen helfen zu können. Ich habe die Ausbildung zur Heilpraktikerin begonnen mit dem Wunsch anderen Menschen bei ihrer Gesundung von Krankheiten zu helfen. Mit der Zeit habe ich dann immer mehr erkannt, dass die Ursache von Krankheit zum größten Teil mit psychischen, unverarbeiteten Themen zusammenhängt. Aus diesem Grund habe ich dann den Weg in die Psychotherapie eingeschlagen. Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? Dies lässt sich am besten mit diesem Satz sagen: „Ich begleite die Menschen auf ihrem Weg, zurück zu ihrem inneren Licht.“ Sicherlich fragen sie sich jetzt, was ich mit dem inneren Licht meine. Der Name meiner Praxis heißt „Hypnovia – Der Weg zur inneren Ruhe“. Ganz in unserem Inneren gibt es einen Platz von Ruhe, einen Ort, an dem wir ganz mit uns verbunden sind, wo wir spüren und wissen, wer wir sind, was uns ausmacht. Es ist ein lichtvoller Ort, weil hier alle unsere Stärken strahlen, wir unseren Selbstwert erkennen, ganz mit Liebe zu uns selbst verbunden sind, uns sicher fühlen und wir tiefe Ruhe und Gelassenheit empfinden. In diesem Licht sind wir verbunden ganz mit dem, wie wir vom „universellen Bildhauer“ gemacht wurden. Genauso wurden wir gedacht und gemacht und alles an uns ist so genau richtig. Wenn wir auf diese „Welt“ kommen, sofern nicht bereits im Mutterleib negativ prägende Erfahrungen gemacht wurden, sind wir noch ganz wir selber. Wir sind verbunden mit unserem „Wahren Selbst“, unserem Kern-Ich, mit unserem Licht. Dann beginnt sich unser „Ego“ zu bilden, welches sich aus unterschiedlichen Persönlichkeitsteilen zusammensetzt. Diese werden gebildet durch die Wechselwirkungen mit anderen Menschen und dem Ziel keinen Mangel in den Grundbedürfnissen (Liebe/Beziehung, Lust/ Unlustvermeidung, Orientierung /Sicherheit/Kontrolle, Selbstwert) zu erfahren. So lernt das Kind sich anzupassen. Es macht sich anderen Menschen passend und entfernt sich dadurch immer mehr von seinem „Wahren Selbst“. Erleben wir als Kinder ein schwerwiegendes Trauma führt dies dazu, dass wir Teile unserer Persönlichkeit verbannen. Kindliche Teile, die irgendwo in unserer Psyche gefangen gehalten werden und mit denen der Erwachsene nicht in Kontakt treten möchte. Diese Teile äußern sich durch Ängste, Panikattacken, Zwänge, Vermeidungsstrategien etc. In der Therapie sind daher bereits große Erfolge und Veränderungen feststellbar, wenn der Erwachsene bereit ist, sich dem verletzten und noch dazu verbannten kindlichen Teil zu zuwenden, ihn aus seiner psychischen Verbannung zu befreien und seine Verletzungen ausheilen zu lassen. An dieser Stelle ist es mir aber auch wichtig zu sagen, dass es natürlich keine Kinder oder Teile in uns gibt. Diese Metaphern stellen lediglich eine Verbildlichung von neurologischen Programmen dar, die sich aufgrund von Erfahrungen, Konditionierungen oder Traumatisierungen in unserem Gehirn gespeichert haben. Sie arbeiten mit einem breiten Therapiespektrum. Der Schwerpunkt Ihrer Arbeit liegt in der systemischen Persönlichkeitsteilearbeit, Ego-State-Therapie und hier insbesondere in der Arbeit mit dem "Inneren Kind". Können Sie uns diese Form der therapeutischen Arbeit etwas genauer vorstellen? Was genau ist das „Innere Kind“ in mir? Das „Innere Kind“ Verschiedene psychotherapeutische Schulen, die Transaktionsanalyse, die Systemischen Therapie der inneren Familie, die Schematherapie oder die Hypnotherapie nehmen das Modell zur Hilfe, dass sich unsere Persönlichkeit in Persönlichkeitsteile aufteilen lässt. Das „Innere Kind“ kommt in diesen Therapieformen jeweils mit anderen Bezeichnungen vor. Es ist ein Symbol, eine Metapher, um mit bestimmten Erfahrungen in der Kindheit und damit neurologisch abgespeicherten Programmen besser in der Psychotherapie arbeiten zu können. Wie ich bereits gesagt habe, erfahren wir in der Kindheit unsere Prägungen. Es sind positive und auch negative. Positiv sind sie dann, wenn sie mit unseren Grundbedürfnissen nicht in Konkurrenz stehen, sondern wenn sie unser Bedürfnis nach Selbstwert erhöhen, unserem Bedürfnis nach Lustgewinn entsprechen, unsere innere Sicherheit nicht gefährden und besonders unsere Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen stärken. Und wenn wir dabei ganz unser „Wahres Selbst“ leben können. Negativ erleben wir sie als Kind, wenn sie nicht unserem “Wahren Selbst“ entsprechen. Und je stärker sich das Kind in einen für das Kind nicht passenden Rahmen pressen lässt, um seine Grundbedürfnisse zu schützen und keinen Mangel zu erfahren, umso mehr werden sich in ihm negative Gefühle bilden. Diese darf es aber nicht ausleben, denn das Aufbegehren könnte eine große Gefahr für das Bedürfnis nach Liebe/Beziehung darstellen. Also werden negative Gefühle wie Wut, Hass, Traurigkeit, Schuld, Scham unterdrückt, verbannt und das Kind passt sich an. Ich möchte es an einem Beispiel klarer darstellen: Stellen Sie sich bitte eine Familie vor: Vater, Mutter, drei Kinder im Alter zwischen 6 und 9 Jahren. Der Vater erkrankt ganz plötzlich an Krebs und verstirbt innerhalb von 6 Monaten. Über die Krankheit wird mit den Kindern nicht gesprochen. Sie bekommen jedoch die Traurigkeit und die Angst der Eltern, sowie die Krankenhausaufenthalte mit. Nach dem Tod fällt die Mutter in ein tiefes Loch, kraftlos, lässt sich gehen. Über den Tod des Vaters wird nicht gesprochen. Thema Vater wird zu einem Tabu-Thema. Die Kinder gehen am nächsten Tag, wie gewohnt wieder zur Schule, begreifen nicht richtig was passiert ist. Aber der Vater ist weg und kommt nicht wieder. Sehen eine Mutter, die seelisch zusammen bricht, fühlen sich alleine, haben panische Angst die Mutter auch noch zu verlieren. Niemand ist für sie da und fängt sie mit ihrem Verlust auf. Die Gefühle der Kinder, wie Trauer um den Vater, Schuldgefühle, weil der Vater einfach gegangen ist, Wut, allein gelassen zu werden, bekommen keinen Raum. Diese Gefühle werden verbannt. Das Grundbedürfnis nach Sicherheit ist total ins Wanken gekommen. Ein elterlicher Pfeiler ist weggebrochen und das Kind setzt nun alles daran, dass dem zweiten Pfeiler nichts passiert. Also werden die eigenen Gefühle verbannt und dafür gesorgt, dass es der Mutter wieder gut geht. Es bildet sich in der Persönlichkeit des Kindes ein „Innerer Controller“, der alle Situationen auf Sicherheit (Grundbedürfnis) überprüft, der alle Situationen und deren Variationen bereits im Vorfeld durchspielt, um jeder Gefährdung der inneren Sicherheit begegnen zu können und der das Kind zu einem Perfektionisten ausbildet. Seine Aufgabe ist es, dass Kind vor dem „allein gelassen werden“ zu schützen. Allein gelassen zu werden ist für das Kind die größte existenzielle Bedrohung, und kommt den Gefühlen von Vernichtung gleich. Der Persönlichkeitsanteil des Kindes, welches die ganzen Gefühle der Verletzung, Trauer, Wut und Schuld trägt, bekommt nicht nur keinen Raum, sondern es wird auch noch verbannt, so dass das Kind zu diesen Gefühlen keinen Zugang mehr hat. Aber in manchen Situationen meldet sich dieses Kind aus der Verbannung. Dann hat der Klient Verlustangst, hat Panikattacken, ist traurig oder fühlt sich schuldig und oft kann er es nicht in einen Zusammenhang bringen. In der Therapie ist es wichtig sich beide Kind-Ich-Anteile (inneren Kinder) anzuschauen. Das perfektionistische Kind muss von seiner Aufgabe der Kontrolle befreit werden und von seinen Verlustängsten. Das verlassene Kind muss aus der inneren Verbannung ans Licht gebracht werden, damit es trauern darf, seine Wut aussprechen darf und sich mit der Frage der Schuld befassen kann. Es ist immer wieder für mich als Therapeut berührend, wenn der Klient/-in in einer abstrakten Imaginationsreise „Die Suche nach dem verletzten inneren Kind“ seinem Inneren Kind begegnet und es an einen sicheren, behüteten Ort bringt, wo er es zukünftig immer wieder besuchen kann. Wo sehen Sie die besonderen Stärken dieser Form der therapeutischen Arbeit? Für wen bzw. welche Anliegen ist sie besonders geeignet? Systemische Persönlichkeitsarbeit Die systemische Persönlichkeitsarbeit hilft dem Klienten, sich von dem Persönlichkeitsanteil, der ein destruktives Verhaltensmuster lebt oder der ein Symptom hat, zu distanzieren und dadurch ihn besser wahrnehmen zu können. Wenn ein Klient zu mir in die Praxis kommt und sagt, dass er Depressionen hat, dann ist er in seinem Erleben mit seinem ganzem „Ich“ depressiv. Wenn ich als Therapeut ihn aber bitte, mir zu sagen, ob er immer gleich stark depressiv ist, oder ob der Zustand der Depression schwankt oder sogar zwischendurch gar nicht in Erscheinung tritt, dann bitte ich ihn zu sich zu sagen: „Ein Teil von mir zeigt sich depressiv“. Als weiteren Schritt können wir, der Klient und ich als Therapeut, uns diesen depressiven Persönlichkeitsanteil anschauen. Wir können fragen, wie alt dieser Teil ist, wann die Depression auftritt, ob es Auslöser gibt, wie der Klient mit dem Persönlichkeitsanteil umgeht, wenn dieser sich depressiv zeigt und was der depressive Persönlichkeitsanteil von dem Klienten braucht. Welche Bedürfnisse lebt der Klient nicht aus, die das „Kind-Ich“ (depressive Persönlichkeitsanteil) aber ausleben muss, damit es ihm gut geht. Die systemische Persönlichkeitsteilearbeit eignet sich für jedes Anliegen. Man kann die einzelnen Teile bildlich sichtbar machen, indem man sie mit Hilfe des Familienbretts aufstellt oder sie sich auf der „Inneren Bühne“ imaginiert. Letztendlich sind diese ganzen inneren Teile zu sehen wie eine eigenständige Familie, eine innere Familie. Es gibt auch hier Konflikte, Streitereien, unterschiedliche Bedürfnisse und Ängste. Diese einzelnen Teile müssen lernen wie in einem Orchester harmonisch miteinander zu spielen, damit im Inneren des Klienten wieder Ruhe einkehren darf. Welche weiteren Methoden fließen in Ihre Arbeit ein? Eigentlich fließen in meine therapeutische Arbeit alle Verfahren ein, die mit inneren Bildern zu tun haben. Unser Unterbewusstsein versteht keine Sprache. Es kommuniziert mit Bildern und Gefühlen. Erlebnisse werden im Gehirn in Form von Bildern und mit den verbundenen Gefühlen abgespeichert. | Dabei muss man wissen, dass nur ca. 10% unserer inneren Bilder durch die Augen aufgenommen wurden. 90% unserer inneren Bilder sind entstanden, indem wir durch Bewertungen, Vergleiche, Fantasie etc. diese Bilder gemalt, konstruiert haben. Diese Bilder bestimmen unser Erleben und unsere Wahrheit. Es gibt nicht die Wahrheit, sondern es gibt nur die Wahrheit, die jeder Klient/-in für sein Leben konstruiert hat. Deswegen ist es in der therapeutischen Arbeit auch vollkommen unwichtig, wie es denn jetzt so wirklich war. Es ist nur wichtig sich anzusehen, was für den Klient/-in die Wahrheit ist und wie sich diese gebildet hat. Traumathema Kommt der Klient/-in mit einem Traumathema zu mir, dann arbeite ich mit der imaginativen Traumatherapie. Die meisten Menschen, die ein Trauma erfahren haben, haben große Angst den inneren Bildern des Traumas und den damit verbundenen Gefühlen zu begegnen. Sie glauben, dass diese Gefühle sie so stark überwältigen würden, so dass sie diese nicht aushalten könnten und daran „sterben“ würden. Dies hängt damit zusammen, dass viele Traumata in der Kindheit passiert sind. In einer Zeit, in der das Kind noch nicht genug Widerstand (Resilienz) und Möglichkeiten der Verarbeitung hatte. Je früher ein Trauma, umso größer ist die Angst vor dem Gefühlstsunami. Deshalb haben die Klienten als Kind die traumatischen Bilder und die dazugehörigen Gefühle einfach nur verdrängt, sonst hätten sie das Trauma nicht aushalten können und wären daran zerbrochen. Imaginative Traumatherapie Sie haben gelernt, sich von den traumatischen Gefühlen distanzieren zu können. Sie haben gelernt zu dissoziieren. In der imaginativen Traumatherapie nutzt man diese Dissoziationsstärke, in dem man den Persönlichkeitsanteil mit dem Trauma bewusst an einen imaginativen, sicheren Ort bringt, um dann mit ihm in Kontakt zu treten. Ziel dieser Therapie ist es, das „innere Kind“ zu retten, indem man es aus der Verbannung holt, es an einen imaginativen guten, geschützten Ort bringt, ihm dort helfende, behütende und nachträglich nährende Wesen zur Seite stellt. Seine Ängste und Bedürfnisse anschaut und den heutigen Erwachsenen anlernt, Verantwortung für das „innere Kind“ zu übernehmen und darauf zu achten, dass es ihm zukünftig gut gehen kann und seine Bedürfnisse und Grenzen beachtet werden. Klassische Hypnose & Hypnotherapie Ein weiteres Therapieinstrument stellt für mich die klassische Hypnose und die Hypnotherapie dar. Imaginationen/Imaginationsreisen, die in einem tiefen Entspannungszustand erlebt werden, haben eine große Wirkung auf das zukünftige Erleben. In diesem tiefen Entspannungszustand kann man mit dem Unterbewusstsein kommunizieren, man kann zu Ereignissen in der Kindheit zurückreisen, die belastend waren und diese auflösen, man kann aber auch in die Zukunft imaginieren und bereits etwas erlebbar machen, was noch nicht eingetreten ist. Besonders mit Hilfe des katathymen Bilderlebens kann man sich auf der Unterbewusstseinsebene bildlich Themen anschauen, Blockaden erkennen und auflösen und Veränderungen in Gang setzen. Kunsttherapie Des Weiteren lasse ich auch oft die Klienten ihre Themen und ihre Gefühle malen und arbeite dann mit ihnen kunsttherapeutisch. Körpertherapie Andere bitte ich Ihre belastenden Gefühle durch eine Körperhaltung auszudrücken und erarbeite dann nur über den Körper Lösungen. Weiteres Leistungsspektrum Instrumente wie EMDR aus der Traumatherapie oder auch EFT werden von mir eingesetzt, aber ebenso auch Instrumente aus der Familientherapie, wie Genogrammarbeit oder Familienaufstellungen. Sie sehen also, mein Werkzeugkoffer für die therapeutische Arbeit ist sehr gut gefüllt, so dass ich ganz individuell für den Klienten das passende Instrument anwenden kann. Können Sie uns die imaginative Traumatherapie und ihre Anwendungsmöglichkeiten noch etwas genauer vorstellen? Imaginative Traumatherapie Ein Trauma liegt dann vor, wenn ein Mensch ein Erlebnis erfährt, welches ihn emotional überfordert und wo er diese Emotionen nicht aussprechen konnte, weil er alleine bzw. isoliert war. In diesem Moment frieren die Emotionen zusammen mit den Bildern des Erlebnisses ein und können nicht verarbeitet werden. Posttraumatische Belastungsstörung Bei der posttraumatischen Belastungsstörung versucht das Gehirn mit Hilfe von Flashbacks (wiederkehrende Erinnerungsbilder) dieses Erlebnis nachträglich zu verarbeiten, was teilweise gelingt. Bei vielen bleiben aber die Flashbacks bestehen und sie brauchen einen Traumatherapeuten, mit dem sie gemeinsam die belastenden Bilder verarbeiten können. Traumata, die früh in der Kindheit passiert sind, werden oftmals verdrängt oder sogar abgespalten, so dass kaum oder kein Kontakt mehr dazu besteht. Es zeigt sich aber, dass mit zunehmenden Alter, die Energie, die gebraucht wird, um die Bilder zu verdrängen, nachlässt, so dass die Bilder und Gefühle sich immer mehr zeigen und Symptome machen. Traumabearbeitung In der Traumabearbeitung ist es wichtig, stabilisierende Techniken dem Klienten/-innen zu vermitteln, einen sicheren Raum zu bieten und einfühlsam mit in dem für den Klienten zumutbaren Tempo das Trauma zu bearbeiten. Gerade bei der Traumatherapie finde ich den Einsatz von Metaphern hilfreich, weil es ermöglicht, die Gefühle und die damit verbundenen Bilder auszudrücken, ohne direkt in die Bilder des traumatischen Erlebnisses eintauchen zu müssen. Dies schützt den Klienten/-innen vor einer Retraumatisierung. Mit welchen weiteren Anliegen kann ich mich an Sie wenden? Sie können sich mit jedem Anliegen an mich wenden, welches sie destruktiv erleben, welches sie davon abhält ein glückliches und erfülltes Leben zu leben. Somatische Erkrankungen, psychische Erkrankungen, destruktive Verhaltensmuster, innere Sabotageprogramme, familiäre Konflikte…, einfach alles was sie auf ihrem Lebensweg unglücklich macht oder blockiert. Wie gestaltet sich ein erster Termin bzw. eine Therapie wenn ich zu Ihnen komme? Was erwartet mich? Der erste Termin dient dazu sich gegenseitig kennenzulernen, das Anliegen zu klären und ein therapeutisches Auftragsziel zu erarbeiten. In diesem Gespräch kläre ich den Klienten/-in auf, mit welchen Methoden ich arbeite, wie lange eine Sitzung dauert, wie die Konditionen einer Sitzung sind, Anzahl der Sitzungen und weitere Rahmenbedingungen. Danach kann der Klient/-in für sich entscheiden, ob er mich als seinen weiteren Wegbegleiter wählen möchte. Können Sie vielleicht an einem Beispielfall verdeutlichen, wie sich das Arbeiten mit dem inneren Kind oder anderen inneren Anteilen auf unser Leben auswirken kann? Bei der Ego-State-Therapie geht man einmal von den verletzten kindlichen Anteilen aus, aber auch von Anteilen (Programmen), die wir in unserer Persönlichkeit gebildet haben, um die verletzten Anteile zu schützen. Immer mit dem Ziel keinen Mangel in den Grundbedürfnissen zu erlangen. Verhaltensmuster, die sich aufgrund der Verletzungen der Grundbedürfnisse entwickelt haben zeigen sich entweder durch Fluchtverhalten, Kompensation, Unterwürfigkeit (Vermeidung) oder Angriff. Stellen sie sich bitte ein Kind vor, dessen Vater das Kind immer wieder durch Sätze abwertet: „Du bist dafür zu blöd, das kannst du nicht, das schaffst du nicht, usw.“ Hier erlebt das Kind einen Mangel in seinem Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung. Wenn das Kind sich nun gegen den Vater wehrt und gelernt hat, dass der Vater ihm dann mit Liebesentzug begegnet, wird es das Aufbegehren unterdrücken, um das Grundbedürfnis nach Liebe, welches existenziell ist, nicht zu gefährden. Um aber zukünftig nicht bei jeder Abwertung durch den Vater einen inneren Schmerz durch diese Verletzung zu spüren, erschafft das Kind zwei neue Persönlichkeitsanteile in seinem Inneren. Der eine ist der „Innere Antreiber“, der dafür sorgen soll, dass das Kind so gut wird, damit der Vater es nicht mehr abwertet. Der andere ist der „Innere Kritiker“, eine innere Kopie des Vaters, der stellvertretend für den Vater abwertet und der durch die Eigenabwertung verhindert, dass die Beziehung zum Vater Schaden nimmt. Das Bedürfnis nach Liebe ist dadurch gesichert. Ein Klient, der diese drei Persönlichkeitsanteile in sich trägt, kann folgendes Verhalten ausbilden mit der Gefahr in einem Burnout zu landen. Der Innere Antreiber wird ihn zu immer besseren Leistungen antreiben und der innere Kritiker wird ihm immer wieder vermitteln, er sei noch nicht gut genug. Des Weiteren wird er ein Verhalten entwickelt haben, dass sich immer dann zeigt, wenn ihn jemand im Außen abwertet. Dann wird er entweder aggressiv oder er flieht aus der Situation oder kompensiert die Abwertung durch Rauschmittel oder Essen oder er macht sich noch kleiner und unterwirft sich. Wenn der Klient versteht, dass die beiden destruktiv wahrgenommenen Persönlichkeitsanteile „Innerer Antreiber“ und „Innerer Kritiker“ für das Kind die bestmögliche Lösung für seine Abwertung durch den Vater darstellten und dass sie für den Schutz des Kindes gegenüber dem Vater gebildet wurden, wenn der Klient die Abwertung durch seinen Vater kritisch hinterfragt und lernt, dass er geliebt wird ohne Leistung zu erbringen und das er gut genug ist für die Menschen, die ihn lieben, dann können die alten Verhaltensmuster verändert werden. Besonders wertvoll ist hier die Arbeit mit Stühlen, ein Instrument aus der Verhaltenstherapie. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Es gibt zwei Dinge, die mir bei meiner Arbeit mit meinen Klienten sehr wichtig ist.
Ich verstehe mich also als ein Therapeut für innere verletzte Kinder. Das ist nicht immer ganz einfach, weil es vielen Klienten erst einmal schwerfällt zu glauben, dass Verletzungen aus seiner Kindheit noch bis in das Heute nachwirken. Ein Kinder- und Jugendtherapeut hätte den Klienten als er noch Kind war therapiert. Ich bin ein Erwachsenen-Therapeut, der im Heute versucht das Kind von damals im Erwachsenen Klienten zu therapieren. Dies gelingt aber nur dann, wenn der Erwachsene Klient die kindlichen Verletzungen annehmen kann und sich verantwortlich für die Bedürfnisse seiner Kindheit zeigt und diese Bedürfnisse beginnt zu leben. Warum sollte ein Klient gerade zu Ihnen in Therapie gehen? Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ich die imaginativen und systemischen Verfahren wesentlich effektiver und hilfreicher für den Klienten empfinde, als die tiefenpsychologischen Ansätze. Ich habe viele Klienten in meiner Praxis behandelt, die mehrere Jahre in psychotherapeutischer Behandlung waren, die von der Krankenkasse bezahlt wurde. Da das Ergebnis dieser Therapie für sie nicht befriedigend war, sind sie zu mir gekommen und konnten neue Erkenntnisse und Lösungen mit Hilfe der bildhaften Therapieformen erarbeiten. Individuelle maßgeschneiderte Therapie Ich biete meinen Klient/-innen einen prall gefüllten Koffer mit unterschiedlichen Methoden und kann daher sehr individuell und maßgeschneidert auf die Themen der Klienten/-innen eingehen. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Die Psyche des Menschen ist unglaublich spannend und vielschichtig. Kein Mensch ist von seiner Psyche wie ein anderer Mensch, auch wenn es wiederkehrende Muster oder Ansätze gibt. Die Arbeit mit den Klienten/-innen ist wie eine Abenteuerreise, bei der man das Ziel benennen kann, aber noch nicht die einzelnen Stationen kennt und keine Ahnung hat, wer und was einem auf dem inneren Weg begegnen wird. Es gibt manchmal viele Türen die geöffnet werden müssen, deren Schlüssel gesucht und erarbeitet werden müssen. Jeder Mensch, jede Lebensgeschichte ist so unglaublich interessant und es ist mir eine Ehre und Freude, dass ich Menschen ein Stück auf ihrem Weg begleiten darf. Ihr Lebensmotto in einem Satz? Das Leben ist eine Herausforderung: es fordert dich heraus immer neue Wege zu gehen, Grenzen zu überwinden, Krisen zu bewältigen, weil es weiß, dass du für alles die Lösungen in dir trägst und daran wächst. Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |