- für Ressourcenorientierte Stress- und TraumaLösungen
Melina Macho-Boldt Diplom-Sozialpädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPG) in 10789 Berlin für weitere Infos > zum Profil |
Sehr geehrte Frau Macho-Boldt, Sie sind Diplom-Sozialpädagogin, Heilpraktikerin für Psychotherapie und führen das ReSTreL-Institut in Berlin-Charlottenburg. Bitte stellen Sie Ihr Tätigkeitsfeld einmal kurzunseren Lesern vor. Wofür steht ReSTreL? Mein Tätigkeitsfeld umfasst die Unterstützung von Menschen, die unter Stress oder den Nachwirkungen von traumatischen Erfahrungen leiden. Je nach individuellem Bedürfnis geschieht dies durch Beratung, Coaching oder Psychotherapie nach dem Heilpraktikergesetz. Das ReSTreL-Institut bietet auch Veranstaltungen für alle, die besser mit Stress umgehen und ihre Persönlichkeit weiter entwickeln möchten, sowie spezielle Weiterbildungen für Coaches, PsychotherapeutInnen, Pflegepersonal, Einsatzkräfte und ähnliche Branchen. ReSTreL steht für Ressourcenorientierte Stress- und TraumaLösungen und beschreibt somit meine Spezialgebiete und meine Arbeitsweise gleichermaßen. Was hat Sie dazu bewegt Ihren heutigen Beruf zu ergreifen? Schon ganz früh faszinierte mich die Tatsache, dass Menschen bessere Lösungen für ihre Probleme finden, wenn sie entspannt und frei von Angst sind. Ich betrachte den Menschen als bio-psycho-soziale Einheit. Stress oder traumatische Erfahrungen in einem dieser Bereiche haben immer Einfluss auf alle anderen Bereiche. Das Zusammenspiel dieser Komponenten und mein Interesse dafür, wie Menschen negative Erfahrungen in Stärken umwandeln können, haben die Richtung meines beruflichen Werdegangs in höchstem Maße inspiriert. Zunächst ergriff ich den Beruf Heilmasseurin und erlernte zahlreiche Behandlungstechniken. Dann studierte ich Sozialpädagogik an der Universität Wien in Kombination mit Psychologie und Psychiatrie. In Deutschland erlernte die körperwahrnehmungszentrierte Traumatherapie-Methode TRP (TRP-Trauma Recovery Protocol) und ließ ich mich zur Heilpraktikerin für Psychotherapie (HPG) ausbilden. Selbständig arbeite ich nun seit 12 Jahren. Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? „Die Lösung liegt immer schon in uns selbst. Es geht darum, jene Kraftquellen in uns zu aktivieren, die uns Energie für die notwendige Veränderung geben.“ Stressberatung und Traumatherapie gehören zu den Schwerpunkten Ihrer Arbeit. Was bedeutet in diesem Zusammenhang „Ressourcenorientiert“? Im Bereich der Pädagogik und Psychologie sind Ressourcen die inneren Potenziale eines Menschen, wie Fertigkeiten, Vorstellungen, Fähigkeiten, Erfahrungen, Gefühlserlebnisse, Stärken, etc. Obwohl man aus seinen Ressourcen Energie schöpft, sind diese nicht immer bewusst oder werden bewusst genutzt. In Phasen von Stress und Belastung werden sie allmählich von Sorgen, Zweifel und Hoffnungslosigkeit verdrängt. Doch Ressourcen sind wichtige Quellen für jene Kraft, die wir benötigen um Handlungen umzusetzen und Veränderungen in unserem Verhalten zu realisieren. Ressourcenorientiert heißt in Coaching und Therapie, dass die inneren Kraftquellen gezielt aktiviert und genutzt werden, um Verarbeitungs-, Heilungs- und Veränderungsprozesse zu fördern. Die Beschäftigung mit den eigenen Ressourcen hat auf Menschen, die belastenden Umständen ausgesetzt sind, eine stärkende und stabilisierende Wirkung. Wann würden Sie sagen ist es sinnvoll sich bei Stresszuständen professionelle Unterstützung zu holen? Immer dann, wenn man alleine nicht weiter kommt. Wenn sich Konflikte verhärten, oder wenn sich Stresssymptome verfestigen. Betroffene merken dann, dass sie immer mehr Schwierigkeiten haben, zur Ruhe zu kommen. Typische Symptome von Dauerstress sind eine anhaltende innere Unruhe, Schlafstörungen, Verspannungen vor allem im Nacken-Schulter-Bereich, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, Verdauungsbeschwerden, Bluthochdruck, ein geschwächtes Immunsystem, Übersäuerung des Körpers. Auf emotionaler Ebene fühlt man sich zunehmen gereizt, unausgeglichen, mitunter ängstlich und neigt zu impulsiven Handlungen. Auch nimmt der Konsum von Kaffee, Alkohol, Nikotin, Aufputsch- oder Beruhigungsmitteln zu. Stress beeinträchtigt die eigene Lebenszufriedenheit und auch unsere Beziehung zu anderen. Viele ziehen sich zurück. Coaching hilft, mit Stress adäquat umzugehen, die eigene Belastungsgrenze zu schützen sowie Anspannung und Entspannung zu managen. Wie gestaltet sich eine „Stressberatung“ wenn ich zu Ihnen komme? Was erwartet mich? Es erwartet Sie ein angenehmes Ambiente. Obwohl das ReSTreL-Institut am pulsierenden Herzen Berlins am Ku’Damm liegt, finden Sie im 4. OG eine Atmosphäre der Ruhe vor, die zum Abschalten einlädt, mit Vogelgezwitscher und dem sanften Plätschern eines Zimmerbrunnens. In der Beratung informiere ich über alle relevanten Aspekte von Stress. Sie erfahren, wie körperliche, psychische und kognitive Mechanismen unter Stress funktionieren und zusammenwirken. Sie erhalten Antworten auf Ihre Fragen bezüglich Ernährung, Bewegung und optimalen Schlafbedingungen in stressintensiven Phasen. Dann finden wir heraus, was Sie genau belastet, in welchen Bereichen Sie gerne anders handeln würden und was sich wie ändern soll. Wir beschäftigen uns gezielt mit den Dingen, die Ihnen Kraft und Freude vermitteln, und stärken diese. Dann werden die ersten Veränderungsschritte definiert, und nach und nach umgesetzt. Wir beginnen dort, wo es Ihnen am leichtesten fällt. Können Sie uns mehr über den sogenannten „Traumastress“ sagen? Stress ist die biologische Antwort auf Belastung, die als gerade noch bewältigbar erlebt wird. Stressreaktionen setzen einen uralten Überlebensmechanismus in Gang, bei dem der Sympathikus des autonomen Nervensystems aktiviert wird und uns für Flucht oder Kampf mobilisiert. | Bei Traumastress ist die Belastung zu groß. Der Organismus ist überfordert und kommt zur Einschätzung, dass weder Flucht noch Kampf möglich sind und reagiert mit Traumastress. Gewalt- und Missbrauchserfahrungen sind typische Ursachen für Traumatisierungen, aber auch scheinbar harmlosere Unfälle. Die Person fühlt sich bedroht und kann keine Handlungs-möglichkeiten, die sie vor dieser Bedrohung schützen, realisieren. Auf körperlicher Ebene treten dann zusätzlich zur sympathischen Aktivität parasympathische Regulationskräfte auf. Es setzen dissoziative Mechanismen ein: Emotionen werden vom Erleben abgespalten, Unwirklichkeits-, Taubheits- und Kälte-gefühle treten auf. Traumatische Erlebnisse können noch jahrelang nachwirken und unsere Gedanken-, Gefühls- und Handlungsmuster beeinflussen. Viele Betroffene haben Schwierigkeiten Bindungen einzugehen, sie haben Probleme zu vertrauen aber auch Probleme, sich abzugrenzen. Wie kann Traumastress gelöst werden? Mit welchen Methoden arbeiten Sie in Ihrer Praxis? Ich arbeite mit TRP (Trauma Recovery Protocol). TRP ist eine ressourcenorientierte, körperwahrnehmungszentrierte Verhaltenstherapie, die sich besonders gut eignet, Stress und Traumasymptome aufzulösen und traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. TRP wurde von Eric Wolterstorff entwickelt und basiert auf den Erkenntnissen von Peter A. Levine. Die Methode orientiert sich am aktuellen, neurowissenschaftlichen Forschungsstand und integriert grundlegende Elemente anderer psychotherapeutischer Richtungen wie systemische Ansätze und psychodynamische Übertragungsprozesse. TRP nutzt die dem Menschen innewohnenden, natürlichen, biologischen Regulationsmechanismen des Autonomen Nervensystems. Das Vorgehen ist systematisch. Zu Beginn werden Ressourcen aufgebaut und vertieft und die Fähigkeit zur Abgrenzung gestärkt. Erst dann wird das traumatische Erlebnis Schritt für Schritt auf sanfte Weise integriert. Man beginnt stets mit den Erfahrungen, die am wenigsten traumatische Ladung enthalten. So bleiben KlientInnen innerhalb ihrer Belastungsgrenzen, sie werden nicht überfordert und nicht retraumatisiert. Sie bieten auch verschiedene Trainings und Kurse an wie z.B. das „Ressourcen-Training“ an. An wen richten sich diese Angebote und worum geht es hierbei? Meine Angebote richten sich einerseits an Menschen, die sich persönlich weiterentwickeln möchten und andererseits an Interessierte in Berufen mit großer Verantwortung, die häufig unter Stress oder direkt bzw. indirekt mit gestressten oder mit traumatisierten Menschen arbeiten. Wir schulen KlinikleiterInnen, ÄrztInnen, Pflegepersonal, Einsatzkräfte, Organisationen und Behörden im Umgang mit traumatisierten Menschen. Denn diese Berufsgruppen weisen oft eine hohen Krankenstand und eine hohe Burn-out-Quote auf. Die Angebote helfen Berufsgruppen, die täglich mit Traumatisierten zu tun haben und Entscheidungen treffen müssen, sich dahingehend zu sensibilisieren, auf welche unterschiedlichen Arten sich Traumatisierungen bei KlientInnen zeigen. Darüber hinaus vermitteln sie wirksame Strategien gegen Stress, Mitgefühls-erschöpfung und Sekundärtraumatisierung. Die TeilnehmerInnen erhalten Grundwissen über Trauma bzw. Traumastress und lernen das Stressphasenmodell nach Peter A. Levine sowie die Ressourcenaktivierung in 5 Schritten. Dies dient zur Stabilisierung, zur Gesunderhaltung, zur Reduktion des Burn-out-Risikos und stärkt die eigene Resilienz (Widerstandskraft). Nach diesem Training können die TeilnehmerInnen auch ihre KlientInnen, PatientInnen, MitarbeiterInnen bei der Ressourcenaktivierung unterstützen. Das aktuelle Programm finden Sie auch auf www.restrel-institut.eu Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Es ist mir wichtig, eine Atmosphäre des Vertrauens zu schaffen, in der sich KlientInnen öffnen können und sie in mir ein Gegenüber finden, dass sich von ihren Erzählungen berühren lässt. Eine tragfähige und gleichzeitig professionelle Beziehung, die es ihnen ermöglicht, die traumatische Ladung in ihrem Nervensystem aufzulösen und bei sich selbst anzukommen. Gesunde Beziehungen sind ein ganz wesentliches Element damit traumatische Erfahrungen verarbeitet werden können. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Ich liebe die Momente, wenn KlientInnen oder PatientInnen daran Freude gewinnen, neue Wege zu beschreiten und sich dabei immer besser kennen lernen. Diese Weiterentwicklung wird dadurch in Gang gesetzt, dass unangenehme Gefühle nicht verdrängt, sondern gespürt, wahrgenommen und angenommen werden. Es sind die Momente der Befreiung aus alten, überholten Denk-, Gefühls- und Verhaltensmustern. Ihr Lebensmotto in einem Satz? Diese Frage beantworte ich gerne mit Meister Eckhart: „Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart, der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht, und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.“ Was haben Sie für eine Vision wie mit dem Thema Trauma umgegangen werden soll? Meine Vision ist dass das Thema Trauma mehr Aufmerksamkeit erfährt. Die Menschen sollen achtsamer mit sich und ihrem Gegenüber umgehen. Therapeuten sollen genauer hinschauen auf das, was traumatisierte Menschen durchlebt haben und welche neuen Erfahrungen sie brauchen um wieder Vertrauen und in eine Normalität finden zu können. Das wünsche ich mir vor allem in der Pflege sowie der Kinder- und Jugendarbeit. In diesen Bereichen fehlt es an einer starken Lobby für die Betroffenen. Kinder und Jugendliche werden oft missverstanden, ihnen fehlen die Worte um ihre Bedürfnisse zu artikulieren und den älteren Menschen wird nicht zugehört. Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |