Frau Sohnius, Sie sind Heilpraktikerin und führen Ihre Naturheilpraxis für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Hilden bei Düsseldorf (NRW). Bitte stellen Sie ihr Tätigkeitsfeld einmal kurz unseren Lesern vor. Die Akupunktur ist die wohl bekannteste und in Deutschland am weitesten verbreitete Therapie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ich übe aber nicht nur die Akupunktur aus, sondern außerdem die Chinesische Arzneimitteltherapie/Kräutertherapie, sowie Ernährungstherapie und Tuina, die chinesische manuelle Therapie. Hinzu kommen weitere Methoden wie Schröpfen und Moxibustion (Wärmetherapie). Als Ergänzung zu den Methoden der TCM wende ich die Dorn-Therapie und die Breuß-Massage an. Was hat Sie dazu bewegt Ihren heutigen Beruf zu ergreifen? Ich habe über das Tai Chi Chuan (Taijiquan) zur Chinesischen Medizin gefunden. Im Tai Chi habe ich Qi, die Lebensenergie, ganzheitlich erfahren, das Strömen des Qi durch den Körper gespürt. Die Philosophie von Yin und Yang hat mich fasziniert. Geist-Seele-Körper-Einheit Die Chinesische Medizin kennt keine Trennung der Geist-Seele-Körper-Einheit, so gehört z.B. zu jedem Organsystem auch eine Emotion/Geisteshaltung. Aus dieser Grundhaltung geboren haben sich die Methoden der Chinesischen Medizinentwickelt und sind so im besten Sinne ganzheitlich. Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? Von der Oberfläche in die Tiefe gehen, um die Wurzel der Erkrankung zu erfassen und eine positive Veränderung auszulösen. Wo sehen Sie im Wesentlichen die Unterschiede der Traditionellen Chinesischen Medizin im Vergleich zur westlichen Schulmedizin? Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Chinesische Medizin mittels ihrer Methoden nicht nur Krankheit, sondern auch Gesundheit erfassen kann, also es z.B. definiert ist, wie sich ein gesunder Puls anfühlt und wie eine gesunde Zunge auszusehen hat. Energetische Ungleichgewichte Abweichungen davon werden als energetische Ungleichgewichte bezeichnet, welche über die therapeutischen Methoden der TCM ins Gleichgewicht gebracht werden. Ein Beispiel: In China ist es üblich, dass sich Patienten zu Beginn einer jeden Jahreszeit bei ihrem Behandler zum Puls fühlen und Zunge zeigenvorstellen, um festzustellen ob sie auf den Wechsel der Jahreszeit gut reagiert haben. Sollte das nicht der Fall sein, kann mit geringem Aufwand das energetische Gleichgewicht wieder hergestellt werden - eine präventive Behandlung im besten Sinne. Auf diese Weise ist es möglich Gesundheit zu erhalten. Westliche Schulmedizin In der westlichen Schulmedizin gibt es zwar die Definition der Weltgesundheitsorganisation(WHO) zur Gesundheit, wonach diese ein Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens ist. Es gibt aber keine Methode schon frühe Anzeichen von Gesundheits-störungen zu erkennen, also bevor sich z.B. eine im Blutbild nachweisbare Erkrankung ergibt. Das ist die klassische Situation wenn Ihr Arzt sagt: Sie haben nichts, Sie sind gesund. Sie sagen insbesondere chronische Erkrankungen seien eine Domäne für die chinesische Arzneimittel-therapie/ Kräutermedizin. Können Sie uns diese Therapieform und die Hintergründe für Ihre Wirksamkeit bei chronischen Erkrankungen genauer erläutern? Sehr gern. Die Anfänge der Ergründung der Pflanzen und Mineralien reichen etwa 5000 Jahre zurück, bis in die Zeit als die Menschen in China sesshaft wurden und begannen Ackerbau zu betreiben. Da war es essentiell herauszufinden was man essen kann und was nicht und was eine medizinische Wirkung hat. 2000 Jahre Vor 2000 Jahren besaß man dann ein großes Wissen über die einzelnen Kräuter und ihre Wirkung in einer bestimmten Kombination, über die genaue Dosierung der Kräuter in einer Rezeptur, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Das hatte man in einem Zeitraum von 3000 Jahren aus der Praxis gelernt. Es wurde aufgeschrieben und im ganzen Land verbreitet und immer mehr Menschen wurden medizinisch tätig, so dass der Erfahrungsschatz weiter zunahm. Die Wirksamkeit ist aufgrund dieser Erfahrungen erwiesen, denn was nicht wirkte verwarf man. | Chronische Erkrankungen betreffen den erkrankten Menschen auf allen Ebenen seines Seins. Chinesische Arzneimittelrezepturen/Kräuterrezepturen wirken auf den ganzen Menschen in seiner Geist-Seele-Körper-Einheit und zwar in der Tiefe seines Wesens. Hier anzusetzen und die Vitalität des Menschen zu verbessern, ist eine Stärke der Chinesischen Arzneimitteltherapie/Kräutermedizin. So werden die Selbstheilungskräfte gefördert und das Leiden schwindet. Wie gestaltet sich eine Behandlung/Therapie wenn ich zu Ihnen in die Praxis komme? Was erwartet mich? Wenn Sie zum ersten Mal zu mir kommen, werden wir in einem ausführlichen Gespräch Ihre Beschwerden besprechen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung. Die TCM nutzt u.a. eine sehr präzise Pulsdiagnostik und untersucht immer auch den Zustand der Zunge. Aus den diagnostischen Ergebnissen und unserem Gespräch lassen sich die Behandlungs-Methoden und –Dauer ableiten, die zu ihrer ganzheitlichen Heilung führen. Wo liegen weitere Schwerpunkte Ihrer Praxis? Mit welchen Anliegen kann ich mich an Sie wenden? Neben den Methoden der TCM wende ich als weitere Schwerpunkte die Dorn-Therapie und die Breuß-Massage an. Dorn-Therapie Die von Dieter Dorn entwickelte Methode der Wirbel-säulen- und Gelenktherapie behandelt Fehlstellungen von Gelenken, Wirbeln und des Beckens und gleicht dadurch häufig Beinlängendifferenzen aus. Bei der Dorn - Methode erfolgt die Einrichtung der verschobenen Wirbel durch seitlichen Druck mit dem Daumen auf den Dornfortsatz bzw. Querfortsatz der Wirbel. Auf diese Weise können Schmerzen behoben und die Haltung verbessert werden. Durch Übungen, die zu Hause selbst durchgeführt werden können, wird dem erneuten Auftreten der Fehlstellung entgegen gewirkt. Breuß-Massage Die Massage nach Rudolf Breuß ist eine Behandlung, die darauf zielt, Verspannungen sowohl im geistig-seelischen als auch im körperlichen Bereich zu lösen, indem durch sanftes Dehnen der Wirbelsäule die Bandscheiben entlastet werden. Sie kann für sich alleine oder in Kombination mit der Dorn-Therapie angewendet werden. Sie können sich mit allen funktionellen Beschwerden an mich wenden. Das bedeutet immer dann, wenn Sie sich nicht richtig wohlfühlen, nicht mehr so vital sind wie Sie es immer von sich gewöhnt waren, wenn sich z.B. Ihre Schilddrüse, Ihr Blutdruck, Ihr Schlaf oder Ihr Stoffwechsel ungünstig verändert haben. Wenn es schon Gewebe- Veränderungen gibt, z.B. Schilddrüsenknoten oder Myome ist eine Behandlung, insbesondere mit der Chinesischen Arzneimitteltherapie / Kräutertherapie auch möglich, erfordert allerdings eine längere Therapiedauer. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Mir ist wichtig, dass wir auf Augenhöhe miteinander sprechen, um eine gute Beziehung zueinander aufzubauen. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Es begeistert mich besonders mit der Chinesischen Medizin effektive Methoden zurHand zu haben, nämlichdie Diagnose von Puls und Zunge, um ganz ohne Apparate-Medizin erkennen zu können was schräg läuft. Der Körper des Patienten/der Patientin teilt mir auf diese Weise direkt mit was er jetzt braucht um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Ihr Lebensmotto in einem Satz? Der Mensch ist gesund, wenn Yin und Yang in Harmonie und die Energieaspekte Qi, Blut und Säfte im Fluss sind. Was ist Ihnen, abgesehen von Ihrer Arbeit, wichtig im Leben? Mir ist es wichtig eine harmonische Partnerschaft zu leben, Beziehungen zu pflegen und möglichst viel draußen unterwegs zu sein, um in der Natur und besonders im Wald gute Luft zu atmen und damit gutes Qi aufzunehmen. Und natürlich Tai Chi zu üben und zu lehren, um meiner Freude an dieser Chinesischen Bewegungskunst Ausdruck zu verleihen und mehr Menschen dafür zu begeistern. Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview! |