Sehr geehrte Frau Lang, Sie führen eine Praxis für schamanische Heilweisen in Berlin. Bitte stellen Sie sich und Ihr Tätigkeitsfeld einmal kurz unseren Lesern vor. Meine Arbeit gehört zum großen Feld der Energiearbeit. Ich arbeite darin einerseits in Einzelarbeit (Heilsessions), andererseits auch mit Gruppen. Monatliche Termine sind die Heilnachmittage am ersten Samstag jedes Monats zu verschiedenen schamanischen Themen z. B. :
und seit diesem Jahr biete ich auch eine zweijährige Ausbildung in schamanischen Heilweisen an. Die Arbeit geschieht hauptsächlich auf der Spiritebene, wirkt aber dennoch durch diese auch auf Geist, Herz (Emotionen) und Körper. Mein Erfahrungsfeld erstreckt sich auf verschiedene Tradtitionen wie
Ich kreiere auch Rituale für bestimmte Übergänge im Leben oder bestimmte wichtige Momente im individuellen Heilungsprozess. Momentan befinde ich mich zusätzlich in Ausbildung zur Wassergießerin, der Leiterin der Schwitzhütte. Wie sind Sie selbst zur schamanischen Heilarbeit gekommen? Nach der Geburt meines ersten Kindes habe ich eine große Öffnung erfahren, in der alte Fähigkeiten aus der Kindheit explosiv zum Vorschein kamen und ich dachte: damit musst du jetzt lernen, umzugehen. Dann habe ich "zufällig" ein Angebot für ein schamanisches Initiationsjahr gefunden, und das war der Anfang von einem Weg, den ich immer noch lernend und staunend beschreite. Sicher hat auch meine frühe kindliche Erfahrung mit der Natur als Heilerin und den feinstofflichen Kräften eine Rolle gespielt. Was mir am Schamanismus besonders gefallen hat (und gefällt), ist, dass es dort keine Hierarchien gibt, alle Wesen sind gleichwertig und das Frausein wird geehrt und gefeiert. Ebenso das Leben selbst. Darüberhinaus spielt der achtsame Umgang mit der Mutter Erde eine große Rolle, was ich für sehr wichtig halte. Wie würden Sie Ihre Arbeitsphilosophie beschreiben? Mir ist es wichtig, auf der Erde zu sein, einfach und im hier und jetzt. Ich möchte den Menschen, die zu mir kommen, gern dabei helfen, ihren eigenen Heilungsweg selbst in die Hand zu nehmen, sozusagen sie zu SchamanInnen für sich selbst auszubilden, und zwar egal, ob sie gelegentlich zu Heilnachmittagen kommen, Einzelarbeit mit mir machen oder sich auf den Weg der Ausbildung begeben. Dabei ist mir ein liebevoller und respektvoller Umgang wichtig, der nichts verdammt, ausschließt oder verteufelt, sondern eben wirklich offen ist, auf allen Ebenen. Neben Reiki und Qigong bilden die Schamanischen Heilweisen Ihren Haupttherapieschwerpunkt. Können Sie uns die Schamanische Heilkunst genauer vorstellen? Die Schamanische Arbeit geht ihren Weg über die Essenz allen Seins. Diese drückt sich im Leben in der schamanischen Sichtweise auf vier Ebenen aus:
Hier wird ein Gleichgewicht angestrebt, d. h., ein Störung drückt sich in einem Ungleichgewicht in einer oder mehreren dieser Ebenen aus und daran versuche ich dann gemeinsam mit meinen KlientInnen zu arbeiten. Es gibt mehrere Formen dieser Arbeit, u. a.
Bei einer Heilsession liegt mein/e KlientIn bekleidet auf einer Liege, ist in eine Decke gehüllt und ich arbeite mit den Händen über oder am Körper. Dabei versuche ich (mit Hilfe meiner energetischen HelferInnen oder göttlicher Energie oder Qi), das Energiefeld zu erspüren, zu reinigen, auszubalancieren und Störungen zu entfernen. Ich arbeite z. T. mit schamanischen Werkzeugen, z. B. Federn, Fellen, Kristallen und mit Kräutern und Harzen, die geräuchert werden (weißer Salbei, Lavendel, Copal, Süßgras, etc.). Für schwerere Traumata gibt es "Spezialtechniken" wie Cord-Cutting (die Trennung störender bzw. krank machender energetischer Verbindungen) und Spirit Retrieval, bei dem verloren gegangene (bzw. an einem schweren Ereignis hängen gebliebene) Seelenanteile (Spiritteile) zurückgeholt werden. Dies erfordert immer auch eine gewissen Mitarbeit und Integrationszeit für den/die KlientIn. Wo sehen Sie die besonderen Stärken der Schamanischen Heilarbeit? Welche Beschwerden, Probleme oder Anliegen können hiermit besonders gut angegangen werden? Im Prinzip kann an jedem Thema auch energetisch gearbeitet werden, aber die Zeit hat für mich gezeigt, dass ich viel mit Menschen arbeite, die an Schwellen in ihrem Leben stehen und dort
Mit Menschen, die schwere Traumata hinter sich haben (Missbrauch, Fehlgeburt, Gewalt, Vereinsamung, etc.) und mit Frauen, die mit Themen des Frauseins zu tun haben (Frau werden, Kinderwunsch, weise Alte werden, Schwangerschaft und Stillzeit, Fehlgeburt, Abtreibung, etc.). Auch das Thema Gender und eine Offenheit zum Begriff des Frauseins/Transgender/Inbetween-Seins ist mir wichtig. Aber es ist vieles möglich, auch begleitend zur Schulmedizin bei chronischen Erkrankungen, Vor- und Nachbereitung von Operationen und begleitend bzw. ergänzend bei Psychotherapie. Wie gestaltet sich eine Behandlung, wenn ich zu Ihnen komme? Was erwartet mich? Für die erste Behandlung nehme ich mir immer viel Zeit. Zwischen 2 1/2 und 3 Stunden (jede weitere Sitzung dauert etwas 1 1/2 bis 2 Stunden). Wir machen ein längeres Vorgespräch, bei dem auch geklärt wird, was die Absicht dieser Sitzung sein soll sowie natürlich geschaut wird, ob die Arbeit auch andere Ebenen der Hilfe (Schulmedizin, weitere komplementäre Therapieverfahren) bedarf. Dann legen wir das Thema fest und die eigentliche Heilsession beginnt. Mein/e KlientIn liegt entspannt auf einer Liege, eingehüllt in meine Bärendecke (eine Wolldecke mit einem Medizinradsymbol, dessen Mitte eine Bärentatze ist) und ich sammle zunächst Informationen, die ich erfühle oder innerlich "sehe" oder "höre". Dann beginnt das Tun (wenn die/der KlientIn einverstanden ist) - die Erdung, Zentrierung, Reinigung, Ausbalancierung, etc. In der Regel werden die tief wirkenden "Spezial- techniken" erst in späteren Sessions angewandt, gerade die erste Session ist sehr behutsam und greift nicht ein | ins Energiesystem. Überhaupt arbeite ich nicht invasiv, sondern eher balancierend. Am Ende wird der Energieorganismus noch einmal ausgeglichen, mit Elementen oder verschiedener Medizin (Energien von verschiedenen Wesen), dabei arbeite ich meist mit der Stimme (tönen, singen). Nach der Session gibt es eine kurze Nachruhephase und ein Nachgespräch in dem Informationen geteilt und Hilfestellungen weitergegeben werden (Bäder, Rituale, so eine Art selbstliebevolle "Hausaufgaben"). Es ist auch möglich, ca. eine Woche nach dem Termin noch ein Telefonat zu führen, in dem Unklares geklärt und Fragen gestellt werden können. In der Regel arbeite ich maximal einmal im Monat mit einer/einem KlientIn, im Verlauf einer Arbeit kann das auch nur noch einmal im Jahr sein. Können Sie uns vielleicht an einem Beispielfall verdeutlichen, wie sich die Schamanische Heilarbeit auswirken kann? Mir fallen gleich zwei sehr unterschiedliche Klientinnen ein - eine kam wegen Migräne und nach einer Sitzung mit viel Erdung und der Öffnung einer Blockade im Halschakra war die Migräne verschwunden (ein Glücksfall und vielleicht auch ein bestimmter Zeitpunkt in einem längeren Heilungsprozess), eine andere kam mit schweren Gewalt- und Missbrauchserfahrungen in einer unglücklichen beruflichen Situation - heute ist sie selbst Heilerin und hat sich den lange gehegten Wunsch, Künstlerin zu werden, erfüllt. Das hat natürlich ein paar Jahre gedauert. Dabei kam sie manchmal öfter, manchmal ein- bis zweimal im Jahr. Wie viele Sitzungen bedarf es und wie lange dauert es bis sich eine Verbesserung einstellt? Das ist schwer zu sagen, wie die eben genannten "Fälle" gezeigt haben - manchmal braucht etwas Jahre, manchmal nur eine oder ein paar Sitzungen , das hängt von Thema und Absicht ab und davon, welche Arbeit wann "dran" ist. Ich glaube, es gibt für jeden Weg eine Zeit. Und egal, welchen Weg ich beschreite, ich brauche Zeit. Heilung ist eben ein Prozess und sieht oft anders aus, als wir erwarten. Manchmal steht am "Ende" ein viel schöneres "Ergebnis" als das, was wir anfangs angestrebt haben. Das Leben ist ein Zyklus, da ist viel Bewegung. Und meine Erfahrung ist, dass es gut ist, sich Zeit zu geben, zu nehmen, zu gestatten. Sie bieten auch offene Heilabende zu verschiedenen Themen an. Wie laufen solche Heilabende ab und an wen richten sie sich? Diese Abende (oder mittlerweile Nachmittage) richten sich an alle, die etwas für sich selbst lernen und bzw. oder tun wollen oder das Gelernte vielleicht für ihren Alltag zu Hause oder im Beruf brauchen können. Meistens beginnen sie mit einer Einstimmung (räuchern, singen, meditieren) und einer Redestabrunde, in der Bedürfnisse geäußert werden können, aber auch einfach geschwiegen werden kann. Dann gibt es einen kleinen Theorieteil, in dem ich über das jeweilige Thema aus schamanischer Sicht berichte und Tipps vermittle. Danach gibt es immer einen längeren praktischen Teil, in dem das theoretsich Gelernte praktisch erfahren und geübt werden kann. Meist wiederholen sich die Themen innerhalb von ein bis zwei Jahren (als Beispiel: es gibt Nachmittage zu den Themen Erdung, Reinigung, schamanisches Reisen, Jahreskreisfeste und Rituale, Arbeit mit verschiedenen Energien, Arbeit im und mit dem heiligen Raum, Schamanismus und Kunst, Gender im Schamanismus, etc.). Es gibt auch regelmäßig eine Vier-Richtungs-Zeremonie, eine "Indoor-Reinigungszeremonie", bei der, ähnlich wie bei der stone people lodge, Reinigung auf allen vier Ebenen des Seins möglich ist. Dabei ist der Theorieteil sehr knapp, das Tun hat hier den größten Raum. Was erwartet eine Person, die bei Ihnen zwei Jahre lang schamanische Heilweisen lernen will? Die Ausbildung läuft über einen längeren Zeitraum, in dem eine Gruppe entsteht, die auch gruppen-dynamische Prozesse auslöst. Es geht viel um Selbstheilung - auch im Kontakt mit den anderen, und damit einen zweigleisigen (oder mehrgleisigen) Prozess, einerseits die eigene Heilung, andererseits das Erlernen von Heilarbeit für andere. Auch dabei ist mir wichtig, dass ein Raum kreiert wird, in dem Sicherheit, gegenseitiges Vertrauen, Achtsamkeit und Authentizität eine große Rolle spielen. Auch dabei ist mir wichtig, ganz offen zu sein für das, was jede und jeder einzelne mitbringt. Für jede Person soll ein persönlicher Weg gefunden werden, wie und wohin sie gehen will. Ich kann mich in diese zwei Jahre hineinbegeben und nur für mich selbst arbeiten, ich kann schauen, wie ich die schamanische Arbeit in meinen Beruf oder meine Familie integrieren kann oder ich kann meine heilerischen Fähigkeiten entwickeln und sie später selbst professionell einsetzen. Das ist ein großes und weites Feld, das ich aufmachen möchte und dass jede/r individuell nutzen kann. Neben schamanischen werden auch kreative Techniken und einige einfache Übungen aus dem Qigong vermittelt. Organisatorisch sieht es so aus, dass es pro Jahr 5 Wochenenden Ausbildung gibt (zwei davon dreitägig, eins davon in der Natur) und zusätzlich selbstorganisierte monatliche Treffen zum Austausch und üben, zu denen ich dazu kommen kann, wenn es gewünscht wird. Die Ausbildungen beginnen meistens Ende September oder Anfang Oktober und enden im August oder September. Ende September 2014 beginnt ein neuer Zyklus. Weshalb glauben Sie, suchen immer mehr Menschen auch Unterstützung im Bereich der alternativen Heilmethoden? Ich denke, weil wir in einer Zeit leben, in dem es wieder eine Öffnung für diese Arbeit gibt, in der es möglich ist, alternative Wege zu gehen, ohne dabei Repression oder Ablehnung zu erfahren. Und natürlich auch wegen des Themas "Salutogenese", das immer wichtiger wird, weil wir erfahren, dass Schulmedizin Grenzen auf Heilungswegen hat, einfach deshalb, weil sie oft auf die Pathologie und das Beseitigen von Symptomen ausgerichtet ist. Alternative Heilmethoden betrachten im besten Fall die ganze Person in ihrem Umfeld und sucht nach Mitteln und Wegen, diese Person selbstständig zu machen, ihren eigenen Weg zu finden und "mehr" zu versuchen als das, was die Schulmedizin oft anbietet. Ich halte die Schulmedizin dennoch für immens wichtig und gehöre nicht zu den Leuten, die sie nur negativ sehen. Ich wünsche mir vielmehr eine fach- übergreifende Zusammenarbeit. Das macht für mich Sinn. Fachübergreifende Praxen, in denen vielleicht zwei SchulmedizinerInnen arbeiten, ein/e OsteopathIn, ein/e PsychotherapeutIn, ein/e HomöopathIn, ein/e chinesische/r MedizinerIn und ein/e EnergiearbeiterIn, das fände ich ideal. Was ist Ihnen wichtig im Umgang mit Ihren Klienten? Dass ich für sie offen bin, ihnen einen weiten und sicheren Ort biete, an dem sie sich geborgen, verstanden und angenommen fühlen. Mir ist es ein großes Anliegen, allen Menschen mit offenem Herzen und offenem Geist zu begegnen und ihnen zu assistieren, ihren individuellen Heilungsweg zu finden und zu gestalten. Was lieben Sie besonders an Ihrer Arbeit? Die Kreativität, die Freiheit und die Hierarchielosigkeit. Und dass ich immer wieder mit der großen Schönheit im Inneren oder dem Wesenskern jeder und jedes einzelnen in Berührung komme. Zu wissen und zu erfahren, dass wir das alle in uns haben und dass wir wunderschön sind, so, wie wir sind. Ihr Lebensmotto in einem Satz? Mein Herz öffnen in jedem Moment, offen sein mit meinem ganzen Sein, ganz (da) sein, einfach sein. |
zum Thema Schamanische Heilweisen Wir bedanken uns ganz herzlich für das Interview!
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